Ort: Ferropolis, Gräfenhainichen
Bands: The Notwist

Melt! Festival, zweiter Tag.
Es regnet. Mal mehr, mal weniger. Den ganzen Nachmittag schon. Keine guten Aussichten für den Abend, der mit The Notwist, Franz Ferdinand und Roisin Murphy einige Hochkaräter im Programm hat. Von diesen vielversprechenden Aussichten blieben am Ende 35 Minuten Notwist. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Doch der Reihe nach. Der Tag begann am sehr späten Morgen, man kann auch Mittag sagen. Im Foyer lungern Zoot Woman rum und warten auf den Shuttlebus. Der letzte Abend hat seine Spuren hinterlassen. Auch bei uns. Die Dessauer Stadttour fällt kürzer aus als geplant. Das Bauhaus wird auf morgen verschoben. Die Kraft reicht gerade nur für einen kurzen Stadttrip. Doch was ist das? Wir treffen kaum Menschen. Die Stadt sieht wie ausgestorben aus. Nur ab und an begegnen wir Leben. Dabei ist Dessau keine kleine Stadt, das Rathaus-Center ist gut sortiert und auch kulturell gibt’s hier einiges zu sehen. Es herrscht eine merkwürdige Atmosphäre, die breiten Strassen verstärken dieses Gefühl nochmal.
In Ferropolis herrscht dagegen genug Leben. Es scheint voller zu sein als gestern. So der erste Eindruck, als wir gegen 20 Uhr das Gelände betreten. The Notwist sind für 21 Uhr angesetzt. Also noch genügend Zeit für Essen und Rumgucken. Gegen neun Uhr finden wir uns vor der hauptbühne ein. Ein guter Platz, das Konzert kann beginnen.

Doch erstmal beginnt der Regen. Ach was, der Regensturm. Innerhalb von Sekunden sind wir patschnass. Aber so richtig. Auch die Flucht unter ein vermeindlich schützendes Getränkewagendach erhält Alibicharakter. Hilft alles nichts.
Die Bühne liegt günstig im Wind. Der ganze Regenguss prasselt munter mitten rein. Das Equipment wurde erst mit Planen abgedeckt, 10 Minuten später dann ganz abgebaut. Na prima! Und der Himmel sieht nicht so aus, als ob er zeitnah Ruhe geben wolle. Erste Blitze zucken. Immerhin passt der Soundtrack: Rides „Leave them all behind“ und Swervedrivers „Rave down“ untermalen den Regen shoegazing.
Nach einer guten halben Stunde lässt der Regen nach, das Gewitter zieht ab. Unsere Körper sind durchnässt und schreien nach Nahrung. Wir zollen Tribut und kaufen Wurst und Brot. Als wir in der Warteschlange stehen, starten The Notwist ihr Set. Na das passt zum verkorksten Tag.
Als wir die Hauptbühne erreichen, ist das zweite oder dritte Lied bereits angebrochen. Doch die restliche knappe halbe Stunde versöhnt. Besonders das wundervolle „Gravity“, dass auch oder gerade live seine Eigendynamik voll ausspielen kann. Ja ja, ich mag diese Art von Songs. Und fast ist all der Regen vergessen. Beinahe ist alles wieder gut. Wenn bloss nicht die klamme, nasse Kleidung wäre.
Da uns die Stereo MC’s egal sind, im Gemini Zelt nichts läuft (Operator please waren gerade durch), und der Melt! Klub wegen Überfüllung dicht war, überlegen wir kurz und entscheiden dann, zurück zu fahren. Pro Gesundheit und contra Franz Ferdinand, die wir so leider verpasst haben.
Am nächsten Tag hören wir, es sei ein solider Gig gewesen. Einige neue Stücke, die teilweise elektronischer klingen, sollen sie auch gespielt haben. Aber auf einem Festival kann man gewöhnlich nicht alles haben. Trotzdem ein vertaner Tag mit gerade mal 30 Minuten Konzerterlebnis.
Kollateralschäden des Tages: sich auflösende Chucks und eine durch Nässe zerstörte Digitalkamera.

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