Ort: Gebäude 9, Köln
Vorband:

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Paul Smith die alte Rampensau. Ihn aus nächster Nähe beobachten zu können, seine Gestik, seine Fratzen, sein Rumgeturne, war das Geld alleine schon wert. 75 Minuten Maxïmo Park im Gebäude 9 waren ein Erlebnis, das Sprachlosigkeit hinterlässt.

Im Rahmen einer kleinen Clubtour stellt die Band Songs des in den nächsten Tagen erscheinenden Albums Quicken the Heart vor.

„We play some old songs and some new songs and some new songs. “

Es war das Konzert des Jahres! Soviel Energie, soviel Schweiß, soviel herausragende Song, zuviel Spiellaune. Maxïmo Park überzeugten vollauf und ich bereue es in keiner Sekunde, hier zu sein. Das hat sich gelohnt, das werden wir so wohl nicht wiedererleben.
Paul Smith rennt von links nach rechts, springt von unten nach oben, gestikuliert in seiner unnachahmlichen Art mit Händen und Füssen, dass der Schweiß sturzbachartig unter seinem Hut hervorquillt. Am Ende des regulären Sets nach guten 60 Minuten sieht er völlig fertig aus, die Augen wirken glasig und weiß. Die eine Stunde Konzert hat ihre Spuren hinterlassen. Auch im Publikum. Der Saal riecht angenehm streng nach klebrigen Körpern. Das Gebäude 9 wurde direkt mit den ersten Klängen zum Tollhaus, und der kollektive Begeisterungsrausch endet erst, als es zuende ist.

Meine Befürchtungen hinsichtlich der Völle und Enge hatten sich dabei Gott sei Dank nicht bewahrheitet. Ich hatte ein übervolles Gebäude 9 vor Augen, mit dichtem Gedränge ab spätestens halb neun vor der Bühne.
Doch nichts von alle dem. Noch um kurz nach neun Uhr ist es in der vorderen Hälfte angenehm luftig, das Warten auf die Maxïmos wurde nicht zur Qual. Und die lassen sich ein bisschen Zeit. Um halb zehn betritt die Band aus Newcastle die Bühne.
Auf der Hinfahrt hatten wir in einem 1Live Interview erfahren, dass sich Paul Smith neue Anzüge hat schneidern lassen und das Design mit ‚Nachkriegsneodramatik- Film Noir‘ beschrieben. Eine neue Platte verlange halt nach einem neuen Outfit…
Tatsächlich sah das zwei Stunden in echt so aus wie immer. Hut, schwarzer Anzug, weißes Hemd, rote Molescine Kladde.
Maxïmo Park starteten mit einem neuen Song und „Our velocity“. Das zweite neue Stück brachte erstmals ein wenig Ruhe in das sehr aufgewühlte und feierwillige Gebäude 9. Es war ein Abend der Fans, man konnte es deutlich spüren.
Das Set ist hochklassig. Bis auf „Russian Literature“ und „Kiss you better“ ist für mich alles Wichtige dabei. Bei den neuen Stücken, insgesamt sechs davon baut die Band in ihr Set ein, fällt mir spontan auf, dass Maxïmo Park den Elektroweg der Bloc Party oder Franz Ferdinands (beides Bands die in etwa zeitgleich mit Maxïmo Park vor ein paar Jahren aufkamen) nicht mitgehen.
Maxïmo Park vollziehen keinen Stilwechsel. Wenn die acht Stücke des gestrigen Abends repräsentativ für das neue Album sind, dann schließt Album Nr. 3 nahtlos an den Vorgänger an.
Das Gewitterlied (Pauls Ankündigung) und die erste Zugabe blieben hängen. Gerade das Gewitterlied fühlte sich an wie ein alter bekannter. Ein typisches Maxïmo Park Liedchen in guter Tradition von „Coast is always changing“ oder “By the monument“ .
Egal, der Saal kocht, die erste Reihe muß aufpassen, dass sie Paul’s Beine nicht ins Gesicht bekommt (die Bühne ist für Spreizluftsprünge nur bedingt ausgelegt). Es reicht ja auch der Schweiß.
Entgegen ihrem Frontmann sind die anderen drei Maxïmos eher gemütlich unterwegs. Nun gut, den Keyboarder sollte man noch ausklammern, aber Gitarrist Duncan Lloyd, Schlagzeuger Tom English und vor allem Bassist Archis Tiku ruhen in sich selbst.
Gerade Archis avancierte zu meinem Lieblingsmaximo. Volle Spielkonzentration bei den neuen Songs, ein Hauch eines Refraingesangs bei der ersten Zugabe, der sich aber nicht so recht entwickeln konnte, weil er gleichzeitig seinen Bassgriff im Auge haben musste.
All das bekommt man normalerweise nicht mit, weil a) Paul Smith natürlich alle Blicke auf sich zieht und b) die Band der Clubgröße längst entwachsen ist und diese Nähe so nicht mehr gegeben ist. Aber gestern war kein normaler Konzertabend. Gut, dass wir dabei waren!

„What happens when you lose everything, you could start again, you start all over again,…” den Mitgröllpart des Schlußakkords des gestrigen Abends hallt immer noch durch meinen Kopf…

Kontextkonzerte:
Maximo Park – Köln, 16.10.2007 / Palladium

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