Ort: Café Café, Hasselt
Vorband:

Ken Stringfellow - Hasselt, 06.03.2025

Ken Stringfellow. Der Mann von The Posies. The Posies waren in den frühen 1990er Jahren relativ bekannte Power-Rock / Alternative Rock Band aus den USA. Gegründet wurden The Posies von Ken Stringfellow und Jon Auer. Ihre Hochzeit hatten sie Mitte der 1990er Jahre, Singles wie „Dream all day“ oder „Flavor of the month“ schafften es in die MTV-Rotation. In den 2000er Jahren schleppten sich die Posies so durch. Comebacks, Reunions, insgesamt drei weitere Albenveröffentlichungen bis 2016 und vor einigen Jahren dann das endgültige Aus. Nebenbei hatten Ken Stringfellow und Jon Auer immer auch Soloprojekte und/oder Kollaborationen mit anderen Bands. Ich wusste zum Beispiel gar nicht (oder habe das Wissen zwischenzeitlich verloren), dass Ken Stringfellow Anfang der 2000er Jahre R.E.M. Tourgitarrist war und auf einigen Alben aus der Zeit zu hören ist. Sein aktuelles Album Circuit Breaker wurde letztes Jahr veröffentlicht. Es ist sein siebtes Soloalbum. Das Album mit dem, wie ich finde, lustigsten Titel erschien 2012: Danzig in the Moonlight.

Nun gut, zurück nach Hasselt.
Ken Stringfellow tourt aktuell durch Europa und hat dabei neben Wohnzimmern, ehemaligen Tierställen und Plattenläden ab und an auch ‘normale’ Konzertlocations auf dem Tourplan. Wie in Hasselt, wo er im Nebenraum des Café Café auftritt. Der Raum, der Begriff Saal wäre übertrieben, fast vielleicht 100 Leute, an diesem Abend sind wir knapp 50 und sorgen damit für eine ordentliche Zuschauerzahl.
Um 20.30 Uhr öffnen sich die Türen, um kurz nach 21 Uhr betritt Ken Stringfellow, der kurz zuvor nochmal sein Merch-Tischchen inspizierte, die Bühne. Die Bühne in dem kleinen Saal des Café Café – nebenan gibt es noch einen sog. großen Saal, den ich aber nicht kenne – ist eine 40 cm hohe Erhöhung an einem Ende des Raumes. Am anderen Ende steht das Mischpult. Neben der Bühne steht auf einem Tisch ein Tablett zur Abgabe der Getränkebecher. Es ist gemütlich hier, die Stimmung gediegen und intim. Viele im Raum sind altgediente The Posies Fans, sahen die Band schon in den 1990er Jahren und waren Zeuge der letzten The Posies Shows in Hasselt (‘Not your best one’, wie ein Zeitzeuge anmerkt).

Auf der Bühne steht neben dem Gitarrenhalter auch ein Keyboard. Mein erster Gedanke, Ken Stringfellow hat noch eine Begleitung dabei. Ich konnte mir nämlich nicht vorstellen, dass er auch Keyboard spielt. Doch er kann es. Nachdem er in der ersten Stunde das Keyboard komplett ignoriert hat, beginnt mit „Everybody is a fucking liar“ ein Wechselspiel zwischen Keyboardsongs und Songs an der Gitarre. Und wenn er da so am Keyboard sitzt, erinnern seine Songs manchmal an Ben Folds.
Der Abend entwickelt sich direkt mit den ersten Songs zu einer sehr unterhaltsamen Sache. Musikalisch ist es – und da macht altes und neues Material keinen nennenswerten Unterschied – sehr schöner Power-Poprock, den Ken Stringfellow konsequent auf die Bühne bringt. Der wirkt auch ohne Bandunterstützung. Seine Stimme ist top, die E-Gitarre als einziges Instrument reicht vollkommen aus. Zwischen den Songs wird Ken Stringfellow zum großen Geschichtenerzähler. Das ist anfangs unterhaltend, doch im Laufe der Zeit beginnen sie mich, leicht zu nerven. Denn die Geschichteneinspieler sind mitunter minutenlang. ‘Shut up and play „One“’, soll Noel Gallagher mal Bono waehrend eines U2 Konzertes zugebrüllt haben; an diesem Abend habe ich gedanklich Ken Stringfellow mehrmals ein ‘Shut up and play „Dream all day“ zugerufen. “Dream all day” höre ich an diesem Abend leider nicht. Dafür aber – auf Zuruf – „Ontario“, „Solar sister“ und „Licenses to hide“. Wenn ich es richtig behalten habe.

Was aber nicht bedeutet, dass er es nicht gespielt hat. Als gegen 23 Uhr irgendwie kein Ende des Konzertes in Sicht ist und wir vielmehr den Eindruck bekommen, dass Ken Stringfellow sich quasi in einen Rausch spielt. Spätestens in dem Augenblick, als er die Bühne verlässt um im Zuschauerrund weiterzuspielen, kommen diese Gedanken erstmals. Verstärkt werden sie dann, als er nach seinem fünf, sechs Songs langen Ausflug wieder auf die Bühne zurück steigt und erst zwei Songs an der Gitarre und dann noch 2 weitere Songs am Keyboard spielt. Aus der Ankündigung ‘I play a couple of more songs’ (in der Regel besagt das, es folgen noch – empirischer Wert – zwei Songs) sind bis jetzt vier geworden und es sieht immer noch nicht nach einem Ende aus. Leicht müde ziehen wir es vor, das Café Café zu verlassen und uns auf den Weg nach Hause zu machen. Die Fahrt dauert etwas und nach dem Konzert ist vor dem nächsten Konzert.

Kontextkonzerte:
The Posies – Heerlen, 12.10.2018 / Nieuwe Nor
Nada Surf/ The Posies – Köln, 04.04.2016 / Live Music Hall

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