Sag mal Frank, wie hältst du es denn so mit dem Karneval?

Nun, um ehrlich zu sein, der Karneval ist mir egal. Als ich vor 20 Jahren in die Nähe des Rheinlands zog, hatte ich noch ein gemischtes Gefühl. Mal gucken, wie das so ist, war mein erster, neugieriger Ansatz. Als Münsterländer hatte ich bis dahin nichts 8oder nur sehr wenig) mit Verkleiden und punktueller Lustigkeit zu tun; zum Lachen ging ich ja in den Keller. Im Dunstkreis des Rheinlandes angekommen, war ich überrascht darüber, Rosenmontag frei zu haben, den Dienstag danach und den Donnerstag davor nur je vier Stunden arbeiten zu müssen. Das war toll und ich freute mich auf das verlängertes Wochenende. Etwas irritiert hat mich in meinem ersten Jahr folgende Aussage eines Arbeitskollegen:

‘Wenn du für Karneval nichts übrig hast, dann geh am Donnerstag am besten nicht in die Stadt.‘

Aha, okay. Ich tätigte Hamsterkäufe.
In den nächsten Jahren gab ich mir Mühe, also ich gab mir wirklich Mühe, den Karneval zu verstehen. Ich ging sogar ein paar Mal auf eine Karnevalsfeier. Doch ich verstand das alles nicht. Weder das Verkleiden noch die Karnevalsmusik wurden meine Freunde. Und zu viel Alkohol war mir auch im Spiel. Stark alkoholisierte Menschen sind nicht mehr lustig, sondern anstrengend. In den Jahren hat sich das dann ein bisschen reguliert. Mittlerweile haben Supermärkte auch an Rosenmontag auf und die alkoholisierten Jugendlichen sind ab 12 Uhr schon so hackenstramm, dass sie mir nachmittags nicht mehr über den Weg laufen (können). Ganz scheint es mir so, dass sich die Sache mit dem Karneval zumindest abseits des Wochenendes ein wenig normalisiert hat.

Nichtsdestotrotz, Karneval ist nichts für mich. Das habe ich gelernt und ich komme damit klar. Die vier Stunden Karnevalsmusik Weiberfastnacht im Büro ab morgens um 8 Uhr stecke ich weg. Sie bleiben seit einigen Jahren mein einziger Kontakt mit dem närrischen Treiben.
Allerdings – und das ist meine kleine Einschränkung –  mag ich es, an den Karnevalsvorabenden durch die Stadt zu gehen. So wie am Dienstagabend. Dann sehe ich das nicht lustige des Karnevals. Musikkapellen gehen ernst von Veranstaltung zu Veranstaltung, müde Jecken sitzen in der Bahn nach Hause. In diesen Augenblicken wirkt der Karneval auf mich ganz natürlich. Und seltsam surreal.

Konfetti und Trallala geht auch ohne Karneval. Das zeigen diese vier Aufnahmen von ganz hervorragenden Konzerten. Und in diesem Zustand mag ich Konfetti sehr.

Coldplay – Düsseldorf, 27.08.2009 / Esprit Arena
Sujan Stevens – Primavera Sound Barcelona, 26.05.2011
Stars – New York, 24.09.2010 / Terminal 5
The flaming lips – Primavera Sound Barcelona, 26.05.2011

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