Ja, Haarschnitt und Haarfarbe sehen ähnlich aus. Zumindest auf dem Foto in der britischen Elle, die gerade auf dem Esstisch liegt und eine hervorragende Essenslektüre abgibt. Brünette nennt man das wohl, oder rotbraun. Ach herrje, mein Frisörtermin ist am Donnerstag, ich werd’ die Fachleute fragen. Da fällt mir ein, ist es noch okay, seine Friseurin zu siezen, auch wenn diese ungefähr gleich alt ist und ich schon seit 6 Jahren im regelmäßigen Turnus ihren Laden aufsuche? All die anderen, die zeitgleich mit mir in den bequemen Sesseln sitzen, und schneiden–legen–fönen geduldig ertragen, machen das nämlich nicht. Das ist mir bei meinem letzten Besuch erneut aufgefallen.
Wie kam ich drauf? Ach ja, Florence Welch. Den zu den Fotos gehörigen Bericht habe ich natürlich nicht gelesen, ging aber sicher um Mode und Mädchenkram, was grundsätzlich kein uninteressantes Themenfeld ist. Aber mir war nicht nach lesen und ich musste mich auch etwas sputen, um den Zug nach Köln nicht zu verpassen. Florence and the Machine spielten im Luxor, und die ungewohnt frühe Anfangszeit von 20.30 Uhr trieb mich zur Eile.
Im Luxor leuchtete Frau Welch’s Haar sehr rot, was auch damit zu tun hatte, dass das Bühnengeschehen hauptsächlich mit roten Scheinwerfern ausgeleuchtet wurde.
Die Ähnlichkeit zu Kate Nash, Kate Bush oder Natasha Khan (Bat for Lashes) ist nicht wegzuleugnen (um den Eingangssatz inhaltlich zu finishen), musikalisch liegen dann doch Welten zwischen den jungen Damen.
Ein Pressetext weiß folgendes zu übermitteln:
„She makes the kind of music Lily or Kate would make if they’d grown up locked in a cage full of snakes in the basement of a Louisiana funeral home“
Wie immer man auch diesen Satz interpretieren mag. Mir fällt dazu nichts tolles ein.
Was mir auffiel, Florence selbst spielt kein Instrument. Ich hatte sie mir immer mit Gitarre oder am Keyboard stehend vorgestellt, doch die Bedienung der Musikinstrumente überließ sie ihrer Band. Wie viel Musiker auf der viel zu kleinen Bühne des Luxors versammelt waren, konnte ich nicht genau ausmachen. Gitarrist, Bassist, Keyboarderin und Harfenist sehe ich, ein Schlagzeug höre ich (also sollte auch ein Schlagzeuger da sein). Ob sich darüber hinaus noch jemand in irgendeiner Bühnenecke versteckt hat, gut möglich. Von einer Vorstellung ihrer Mitstreiter sah Florence leider ab.
Den Abend eröffnete die niederländische Band Voicst. Ihr gemütlicher, tanzbarer Beneluxindiepop mit Saxophonunterstützung vertrieb die erste halbe Stunde. Die fünfköpfige Band um Tjeerd Bomhof, Sven Woodside und Joppe Molenaar klingt vielversprechend und daher möchte ich auf ihr Konzert am 30.11. im Kölner Underground hinweisen. Kann man hingehen.
Anschließend hatte eine New Yorker Band ihren großen audiellen Auftritt, die mir sehr am Herzen liegt und die mich die längere Umbaupause schnell vergessen ließ. Fast das gesamte Sonic Youth’sche Meisterwerk „Goo“ hörten wir, während auf der Bühne rumgewerkelt wurde. Bis „Cinderella’s Big score“ reichte die Zeit.
Nach Kim Gordon kam Florence Welch. Im Laufe der nächsten Stunde entwickelte sich ein energetisches Konzert, dass mich phasenweise an den Metric Auftritt zu Beginn des Jahres an gleicher Stelle erinnerte. Ähnlich wie Emily Haines zeigt Florence eine enorme Bühnenpräsenz, hinter der alles andere und alle anderen anstehen. Sie ist der Boss, die übrigen Musiker sind klar in der Zuarbeiterrolle.
„Kiss with a fist“ der durch den Vodafone- Werbespot verkommerzialisierter erste Hit, kommt früh am Abend, „Hurricane drunk“ wird in einer Akustikversion dargeboten. Es sollte der ruhigste Moment bleiben. Obwohl, so ruhig war er gar nicht.
Als das Konzert mit „Blindings“ und einem eruptiven Lärmausbruch eigentlich zu Ende ist, kommen noch zwei Songs. The Source’s „You got the love“, das zweite Cover an diesem Abend, und das schöne „Rabbit heart“.
Dafür gibt es keine Zugabe. Macht aber nichts. A kiss with a fist is better than none.
Es war ein feiner Abend.

Setlist:
01: Bird Song Intro
02: Bird Song
03: My boy builds coffins
04: Kiss with a fist
05: Are you hurting the one you love
06: Hurricane drunk
07: Between two lungs
08: Dog days are over
09: Howl
10: Drumming song
11: Cosmic love
12: If I had a heart
13: Blinding
14: You got the love
15: Rabbit heart

Multimedia:
Fotos: frank@flickr

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. e.

    deine texte sind immer mit kleinen aufmerkern durchsetzt, die man woanders nicht oder selten liest, das macht spaß und schürt die aufmerksamkeit. auch der beginn gefällt mit sehr. was den zugang zu deiner frisöse (ich weiß, sagt man nicht mehr, gefällt mir aber ungemein besser) betrifft, kann ich nicht aushelfen. ich rasiere selbst mittels hundetrimmer oder lasse, wie derzeit, wachsen. die problematik ist dennoch nicht fremd. einem gleichaltrigen vertreter trage ich seit jahren nicht das „du“ an, obwohl er recht sympathisch ist. manchmal ist das eben so.

  2. Teelke

    Super Review, mir hat das Concert sehr gut gefallen! Als Metric fan, gefällt mir natürlich auch sehr der Vergleich zu der lieben Emily die ich leider im Luxor nicht genießen konnte.

  3. Jasmin

    Hat echt Spaß gemacht deine Review zu lesen. Danke für die Nennung der „Umbaumusik“, hat mir gefallen und hab gerätselt wer’s wohl war. Das Konzert was absolute Spitze ich zehre immer noch davon habe Lungs mal wieder auf Repeat.

    1. frank

      Vielen Dank für die netten Worte! Mir war aufgefallen, dass in meinem Umfeld viele nichts mit der Pausenmusik anfangen können. Das darf nicht sein bei so einer wichtigen Band, daher wollte ich sie nochmals würdigen.
      So als Nachhilfeunterricht quasi ;-)

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