Ort: Volksbühne, Berlin
Vorband: David Lemaitre

Abby

Ich kenne die Band Abby schon seit ein paar Jahren.
Gesehen habe ich sie das erste Mal auf einem der frühen Maifeld Derbys, wo sie am Nachmittag gespielt haben. Weil mir die Mischung als Elektro und Gitarren gut gefiel, habe ich eine EP am Stand gekauft und in der Folge wirklich oft gehört. Zeitweilig dachte ich, dass es Abby vielleicht gar nicht mehr gibt, bis auf einmal 2013 eine CD herauskam. Die CD war ebenso ziemlich gut und die nächste Gelegenheit die Band zu sehen, bot sich auf dem gamescom Festival in Köln, wo Abby gratis auf der Hohenzollernringbühne gespielt haben. Ein sehr gutes Konzert, bei dem die zunächst wenigen Zuschauer sich schnell vervielfältigt haben und viel getanzt wurde. Als ich nun in Berlin hörte, dass Abby in der Volksbühne spielten, war ich neugierig. In einem Theater? Klar, das machen Bands, aber vor allem dann, wenn sie etwas etablierter sind. Mein Vorurteil jedenfalls. Ich kaufte jedenfalls eine Karte und war der Meinung, dass Abby vielleicht in einem der beiden Salons spielten, die relativ klein sind. Aber nein, es war das Haupthaus. Und es war eine Veranstaltung ganz klassisch mit Bestuhlung. Und es war voll, wenn nicht sogar ausverkauft. Respekt. Schon die Vorband, David Lemaitre, den ich leider nicht ganz gehört habe, war toll.
Die Akustik ist ziemlich toll in der Volksbühne und die sorgfältigen Arrangements von DL wirken gut, wenn man sitzen und in Ruhe zuhören kann. Was nicht heißt, dass er keine Musik zum Tanzen macht. Bevor Abby auf die Bühne kommen, wird dann noch etwas umgebaut und eine große Leinwand heruntergelassen. Videos, wie schön.

Als Abby dann auf die Bühne kommen. ist die Stimmung sofort großartig. Schon im zweiten Lied stehen die ersten Zuschauer auf und fangen an zu tanzen, woraufhin der Rest der Volksbühnen-Besucher schnell nachzieht. Wahrscheinlich überrascht das vor allem die Band selbst, die darauf hinweisen, dass das nächste Lied langsamer wird und man sich ja vielleicht wieder setzen könne. Während des Konzerts gibt es also ein lustiges Auf- und Ab, wobei jede Möglichkeit und jedes noch so tanzbare Stück genutzt wird, um dann doch wieder aufzustehen. Wie schon erwartet, werden die Stücke von Videos untermalt, die die Atmosphäre der Stücke spiegeln, darunter eine verfremdete Version von Salma Hayeks Schlangentanz aus „From Dusk till Dawn“.
Zwischendurch fällt mir wieder auf, was für Frickler Abby sind (positiv gemeint): es wird geschraubt und geloopt, unterschiedliche Instrumente werden ausgepackt (u.a. die Blockflöte in mindestens zwei Variationen). Abby wollen sichtlich nicht in eine Pop-Ecke gesteckt werden, auch wenn ihre Lieder teilweise sehr eingängig sind. Sie schwimmen zwischen Elektro und Indie, was aber nicht unentschieden wirkt. Drei neue Stücke gibt es auch, die von sehr elektrolastig bis zu düster-gitarrig rangieren, und nicht ganz so eingängig sind. Was hier noch mehr auffällt als auf dem Kölner Konzert (das bestimmt nicht repräsentativ war), ist die Neigung, die Stücke im Konzert auszubauen, längere Passagen zu improvisieren oder, wie man es vielleicht mal nannte, zu jammen.
So klingen die Stücke zwar wie auf der CD, dann aber auch wieder ganz anders und einzigartig. Aber das ist noch nicht alles: irgendwann kommen Musiker mit klassischen Instrumenten auf die Bühne und später auch ein ganzer Chor. Abby fahren also ganz groß auf. Das wirkt aber nicht überkandidelt, sondern eher so, als ob sie mit vielen Freunden zusammen Musik machen. Tatsächlich passt der leicht klassische Einschlag gut, weil ein prominentes Instrument im Abby-Kosmos das Cello ist, die oft zum Einsatz kommt.

Da Abby erst eine EP, eine CD und ein paar neue Stücke haben, wird das Konzert (leider) nicht überlang; es werden noch ein paar Zugaben gespielt, unter anderem das fluffige „Evelyn“, und dann ist die Show zu Ende. Und es war eine Show, ein wirklich tolles Konzert in einer ungewöhnlichen location mit guten und sehr sympathischen Musikern.
Ich verfolge also gespannt, wie es mit Abby so weitergeht.

Kontextkonzerte:
Abby – Köln, 25.08.2013 / gamescom Festival

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