Ort: Gebäude 9, Köln
Vorband: Dutch uncles
Eine Frage konnte ich am Samstagabend nicht beantworten: „An wen erinnert mich verdammt noch mal die Stimme des Bassisten der Wild Beasts?“.
Es muss irgendwas aus en 80ern sein, soweit konnte ich es eingrenzen. Curt Smith von Tears for fears? Johnny hates jazz oder gar Simon Le Bon? Zwischen diesen wird und muss die Antwort liegen, die ich heute, zwei Tage später, allerdings immer noch nicht weiß. Aber dazu habe ich in den letzten Tagen auch zu viel Elbow und zu wenig anderes gehört.
Apropos Elbow. Die hatten etwas mit meinem zweiten Gedanken am Samstagabend zu tun. Fragten wir uns doch, wie wir die Wild Beasts nun musikalisch einordnen.
Meiner Meinung nach nicht allzu weit weg von den Doves und – eben – Elbow. Hymnisch getragene, Gesangsdominierende Songs, all das kenne ich auch von den anderen beiden britischen Bands. Es war überhaupt ein guter Gedankengang, der mir die vier Briten gleich um einiges sympathischer erscheinen ließ. Einen weiteren Sympathiepunkt brachte das Mitwirken einer weiteren bekannten. Katie Harkin von Sky Larkin, die auch schon am neuen Album mitmachte, war als Tour-Keyboarderin mit dabei.
10 Stunden zuvor wusste ich all das noch nicht.
Der Samstag war gefüllt mit allerlei Arbeitskram und je näher der Spätnachmittag kam, desto stärker verspürte ich die Lust, den Schreibtisch zu verlassen und etwas Konzertluft zu schnuppern. Vor tagen fiel mir schon auf, dass an diesem Abend die Wild Beasts im Gebäude 9 spielen sollten. Bereits da setzte sich die Idee fest, da mal hinzugehen. Dass ich von der Band bis dato noch nichts gehört habe, gilt nicht als Ablehnungsgrund.
Ein Kommentar unter einem YouTube Video gab denn allerletzten Anstoß: „Awesome, gute Band mit tollen Songs, die man aber unmöglich mitsingen kann“ hieß es sinngemäß.
Nun, das Mädchen neben mir wird diesen Satz sicherlich nicht unterschreiben. Sie schien ein gnadenloser Wild Beasts Fan zu sein, zeigte sich jederzeit textsicher und verbrachte mit viel Tanzwut eine munteren Konzertstunde.
Die hatte ich auch, oder anders gesagt: Die Wild Beasts haben mich angenehm überrascht.
2002 gründeten Hayden Thorpe und Ben Little die Wild Beasts. Im Laufe der Jahre vervollständigten Schlagzeuger Chris Talbot sowie Bassist Tom Fleming die Band, deren zweites Album „Two dancers“ 2010 für den Mercury Preis nominiert war. (den The XX gewannen (Chronistenpflicht)).
Ihre Songs haben diesen Hauch von Kopflastigkeit, den ich noch so gerade ertrage. So zumindest mein Rechercheergebnis am Nachmittag. Wenn man zu Konzerten unbekannter Bands geht ist es ja immer die Frage, ob einem auch die Songs abseits der ein, zwei YouTube Videos, die man sich vorher noch schnell raussucht, gefallen bzw. ob die wahllose Videowahl repräsentativ für den Sound einer Band steht. Das garantiert kurzweilige Unterhaltung, andernfalls besteht durchaus die Gefahr eines mühseligen Abend werden.
Bei den Wild Beasts hatte ich nichts falsch gemacht und da auch die Band alles richtig machten und ihre Kopflastigkeit mit fluffigem Pop unterfütterten, so dass das Ergebnis seicht tanzbare Regionen erreichte, fiel das muntere Zuhören nicht schwer.
Bei allen Keyboards (zeitweise drei gleichzeitig) und Gitarrenindiepop, höchstes Wiedererkennungsmerkmal der Wild Beasts sind die beiden Gesangsstimmen von Hayden Thorpe und Bassist Tom Fleming. Oh ja, die Band leistet sich den Luxus von zwei Sängern. Und was für welchen! Ich habe selten zwei so famose Stimmen in einer reinen Indiemännerband gehört. Das war beeindruckend. Wie irgendwie der gesamte Abend.
Multimedia:
flickr