Vorletzter Teil der dezemberlichen Prime Club Wochen. Gestern also Sarah Bettens. Eine meiner Lieblingssängerinnen und -frauen und lange Zeit Frontfrau der belgischen Band K’s Choice.
Mitte der 1990er Jahre gab es einen Sommer, in dem auf einmal zwei von drei Beneluxländer auf die Indiebühnen dieser Welt kamen. Bettie Serveert aus den Niederlanden sowie dEUS und eben K’s Choice aus Belgien. Während Bettie Serveert eher Velvet Undergroundesken Schrammelrock produzierten und dEUS sehr experimentell daherkamen, spielten K’s Choice unter der Obhut der Geschwister Gert und Sarah Bettens lupenreinen Indiepop, wie er sonst nur englischen oder amerikanischen Bands in die Wiege gelegt wird. Mit „Not an addict“ hatten sie 1995 ihren ersten kleinen Indietanzflächenhit. Bevor sie zusammen mit ihrem Bruder „The Choice“ (nach namensrechtlichen Querelen wurde die Band später in K’s Choice umbenannt) gründete, hatte sie in Belgien einen kleinen Solohit.
Mit den Jahren etablierten sich K’s Choice und hatten mit dem 3. Album „Cocoon Crash“ ihren grossen Durchbruch auch ausserhalb Belgiens. In Belgien waren sie zu diesem Zeitpunkt schon länger Top of the Pops. Singles wie „Believe“ oder „Everything for free“ (letzteres mit einem sehr schönen Video unterlegt) sind für mich zeitlose Klassiker. 2003 wurden K’s Choice für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt und Sarah Bettens begann ihre Solokarriere.
So gastierte sie gestern im Prime Club, im Rahmen der Tour zu ihrem zweiten Album Shine. Dieses wurde in Belgien übrigens kostenlos der Tageszeitung „De Morgen“ beigelegt. Nach Radiohead, den Charlatans und vielen anderen wurde so auch hier ein neuer Vertriebsweg gesucht und gefunden.
Das unglükliche an Prime Club Konzerten ist die relativ späte Anfangszeit von 21 Uhr. Da der Zug heimwärts stündlich um 17 nach fährt, und man nicht immer auf den letzten Zug um 0.17 Uhr ausweichen möchte, kommt man mitunter nicht drumherum, Konzerte eher zu verlassen.
Na ja, wenn es am schönsten ist soll man ja bekanntlich gehen.
Und gestern war es schön! Sarah Bettens und Band gaben von Beginn an ein gutes Konzert.
Der Prime Club war gut gefüllt, ich würde schätzen zu 3/4 voll. Das wunderte mich ein wenig, denn weder das neue Album noch die Tour wurden hierzulande grossartig promotet. Auf die alteingesessene Stammfanschaft scheint Verlass zu sein!
Sarah Bettens ist der Typ Mensch, der sich eher unspektakulär gibt. T-Shirt und Jeans tun es. Früher war es schon mal ein Fussballtrikot zur Khaki Bermuda, wie ältere Liveaufnahmen zeigen.
Dann noch schnell die Gitarre umgeschnallt, ein kurzes „Hallo!“ an alle, und los geht’s. Ohne Intro, ohne Bühnenklimbim. Schön unprätentiös.
Zu Beginn gleich ein, zwei schnellere Stücke, und das Publikum war gebannt. Und es war Textsicher. Der Refrain zu „Come over here“ wurde komplett vom Publikum gesungen und auch bei „Believe“ und „Not an addict“ gab es keine Textaussetzer. Letztere beide kamen nach gut einer halben Stunde zum ersten Konzerthöhepunkt. Dazwischen lag eine sehr gelungene Coverversion von Snow Patrols „Chasing cars„, das sich stilistisch bestens in den Sarah Bettens- Klangkosmos einfindet und auch sonst gut zu ihr passt. Eine vortreffliche Wahl.
Da Sarah Bettens erst gegen viertel nach zehn begann, und ich nicht total übermüdet in die Woche starten wollte, musste ich das Konzert noch während des regulären Sets verlassen. Zu den Klängen von „Scream“ holte ich meine Jacke ab und verliess den Prime Club.
So bin ich dann knapp nach dem schönsten Moment gegangen, um noch pünktlich am Bahnsteig zu sein. Schade eigentlich!
Bevor aber Sarah Bettens & Band die Bühne betraten, spielte dort eine mir unbekannte belgische Band Namens Hollywood Porn Stars. Die drei Jungs kommen aus Lüttich und die zwei Stücke, die ich hörte, kamen gut rüber. Hier erinnerten sie mich ein bischen an Supergrass.
——
Multimedia:
– Fotos: –
– Video: –
– Lesenswert: musicheadquarter


es läuft: –

Schreibe einen Kommentar