Als das Luxor noch Prime Club hieß spielten I am Kloot schon mal hier. Das Konzert bleibt mir aus zweierlei Gründen in Erinnerung. Zum einen, weil ich mit einem derartig gefühlsbeladenem Konzertabend nicht gerechnet hatte und ich seitdem definitiv I am Kloot Fan bin, und weil da dieses Mädchen war, das – im sehr vollem Prime Club – direkt vor mir stand, und mit ihren längeren Haaren ständig mein Gesicht pinselte und mir tierisch auf die Nerven ging. Da das wohl noch nicht genug war, raunzte sie mich nachher noch an, ich hätte ruhig einen Schritt zurückgehen können um ihr nicht zu dicht auf die Pelle zu rücken. Das ich direkt vor dem Mischpult stand, hatte sie wohl übersehen…I am Kloot, Cologne 24.10.2008
Auch gestern Abend war das Luxor sehr gut gefüllt. Auch gestern Abend war es sehr gefühlsbeladen und sympathisch. I am Kloot sangen von menschlichen Katastrophen und anderen Desastern. Denn das können I am Kloot wie keine andere Band. All die üblen und runterziehenden Dinge eines Menschenlebens thematisieren und ausschlachten, bis man sich die Seele aus dem Leib gekotzt hat. „It’s a song about desaster“ kündigt John Bramwell ein ums andere Mal das nächste Lied an. „It’s a song about drinking and desaster.“
Dunkle Industriehäfen, abgewrackte Hotelzimmer oder karge Vororte. Und es ist immer Nacht, und es ist nie blauer Himmel. Bilder, die mir sofort in den Kopf schießen, wenn ich I am Kloot Songs höre. In ihrer Welt kommen wenig Menschen vor. „Turn the blue sky black.“
John Bramwells Stimme ist live noch dominanter und kaputter als auf digitalem Datenträger, der Sound noch einen Hauch rauer, roher und romantischer. Die Band trägt schwarz. Bassist Peter Jobson sieht aus wie Nick Cave. Wenn man ihn denn zu Gesicht bekommt, denn er hockt die ganze Zeit am Bühnenrand auf einem Stuhl und raucht eine Marlboro Light nach der anderen. Der Kopf ist gesenkt und so steigt der komplette Rauch in sein Gesicht. Ein Bild, das zu I am Kloot passt. Sie wollen keine Stars sein, sie wollen die Musik für sich sprechen lassen. Das die Band nicht zu verschroben rüberkommt liegt an den sehr charmanten Zwischentönen John Bramwells. Hier entdeckt man den ehemaligen Straßenmusiker, der sein Publikum anlocken und unterhalten muss, um Pennys zu ergattern. Jawohl, I am Kloot sind eine sehr sympathisch wirkende Band. Wahrscheinlich die sympathischste Band seit Pavement. Pete Doherty beschreibt ihn als den besten britischen Songschreiber der Gegenwart, und ich denke, der gute Pete hat recht. Twist, Storm warning, From your favourite sky, Morning rain, die Liste der wirklich guten Songs ließe sich (fast) unendlich fortsetzen. Hinter mir höre ich immer wieder jemanden sagen: „Das ist so gut! Das ist so gut! Die haben ja nur Hits! Die haben ja nur Hits!“.I am Kloot 24102008
Das gleiche denken auch all die Mädchen, die sich vor der Bühne drängeln und schwelgerisch die Songs mitsummen und mitsingen. I am Kloot sind sichtlich eine mädchen-affine Band. Songs wie To you oder „Someone like you“, die beide an diesem Abend gespielt wurden, sind einfach sowas von trunken und träumerisch, die muss man als Mädchen (und auch als Junge) einfach mögen.
Und so war das Luxor auch gut gefüllt, wenn nicht gar ausverkauft. Man könnte meinen, ein wenig überraschend, denn es gab nicht viel Aktionismus um das vor einem halben Jahr erschienene neue Album, und auch in den Medien gab es keinen großen I am Kloot Rummel. Aber, die Band aus Manchester hat es geschafft, sich in den letzten neun Jahren einen Fankreis zu erspielen, der ohne Promotionaktionen oder Airplay verschiedener Singles treu zur Band hält und ihnen bei Konzerten die Bude füllt. So erfährt diese Band dennoch ihren gerechten Ruhm. Denn, wenn die Welt gerecht wäre, dann dürfte nicht nur Amy MacDonald das Palladium füllen, sondern auch I am Kloot. Und ich wette, sie würden dort auch funktionieren.
„Für 1000 Euro, ein Bett für die Nacht und einen Easyjet Flugticket spielen wir an jedem Ort.“ So ähnlich zitierte vor einigen Wochen die Visions John Bramwell. Hoffentlich zahlt einer die Zeche, dachte ich sofort. Ich beteilige mich auch. Nach gestern muss ich sagen: Gott sei Dank bezahlte einer die Zeche. Ich hätte ansonsten einen wundervollen Abend nicht erleben dürfen.
„There’s blood on your legs, i love you. Da da da da da…“
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Multimedia:
Fotos: frank@ipernity
Setlist: konzerttagebuch.de
Video: From your favourite sky
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Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. chris

    war da! super konzert! n bisschen enttäuscht, dass 3 feet tall ausblieb aber ansonsten wirklich gut!

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