Auf der Rückfahrt herrscht Uneinigkeit. Wo ist die Musik einzuordnen? Introvertiertheit ist ein Bild. Musik für Menschen, die zuhause auf dem Sofa sitzen, dicke Kopfhörer über den Ohren haben und die extrem komplexen und verwinkelten Songstrukturen Stück für Stück auseinandernehmen. Passend hierzu wäre folgendes Konzertereignis: Der Sänger, anfangs mit Kapuze und Kappe über bzw. auf dem Kopf steht mit dem Rücken zum Publikum. Erst nach ca. 1 Stunde – Kapuzenjacke und Kappe sind längst abgelegt – scheint er sich aklimatisiert zu haben und stellt sich seinen Zuhörern frontal gegenüber. Portugal.The Man als schüchterne Musiker, die sich auf der Bühne nicht so wohl fühlen und eigentlich lieber nur für sich musizieren?
Ein anderes Bild, dass diesem entgegensteht: Portugal.The Man sind eine dieser Arcade Fire Bands, die über Instrumentengetöse, vertrackte Songstrukturen und gefühlte 37 Tonspuren den Weg zur Melodie und zum Hit finden. Sie wissen immer, was sie spielen, auch wenn’s für den Zuhörer erst einmal nicht erkennbar ist. Der Widerspruch zu These eins ist der, dass Arcade Fire eher extrovertiert musizieren. Wir einigen uns darauf, dass wir uns nicht einigen können und es keine Schublade gibt, in die Portugal.The man mit ihrem einsamen Prog-Rock hineinpassen. Einsamer Pro-Rock, auf diese zwei Begriffe können wir uns immerhin verständigen. Gut so.
Aus dem Autoradio ertönt Faith No more’s „We care a lot“ und wir lernen, dass Thees Uhlmann’s erste gekaufte Platte „Introduce yourself“ von Faith no more war. „Eine Weltband“, dem ist nichts hinzuzufügen. „We care a lot“ ist dieses Lied, bei dem man jeden Moment darauf wartet, dass es richtig los geht, dieser Moment aber nie eintrifft. Und es ist dieses Lied mit den ewig langen Zwischensequenzen, die einen auf der Tanzfläche dumm da stehen lassen und die nur schwer zu übertanzen sind.
Das Gebäude 9 ist nicht ganz voll. Das überrascht, weil der Hype um Bands wie Architecture in Helsinki oder eben Portugal.The Man, diese Band aus Alaska, doch sehr gross ist (faznet Artikel). Ausgerechnet Alaska. Bisher ein unbelasteter Fleck auf der Musiklandkarte. Die Bundesstaatshauptstadt Anchorage wurde ein paar mal besungen (Brenda Kahn, Michelle shocked), aber das war es auch schon. Wasserflugzeuge und weite Einsamkeit (aha) sind Spontaneinfälle zum Begriff Alaska, mit denen man beim Familienduell locker punkten würde. Also, Fellmützen auf und los geht’s. Nee, nicht so richtig, denn das Keyboard funktioniert nicht. Das Konzert startet mit dem wohl längsten Gitarren-Intro der Bandgeschichte (geschätzte 10 Minuten). Hilft aber nichts, denn die Technikprobleme lassen sich so schnell nicht beheben. Also, erstmal ein Song ohne Keyboardeinsatz. Doch irgendwann ab Lied drei klappt’s dann auch mit dem Tasteninstrument. Und ab da wird’s laut, verdammt laut, vielleicht sogar übersteuert laut. 90 Minuten lang irrsinnige Gitarrenläufe und vierstimmiger Gesang in voller Dröhnung. Phasenweise matschigen Klangbrei muss man in Kauf nehmen, durch die hohe Lautstärke macht das aber nicht so viel. Wirkung durch Lärm. Schade nur, dass der Gesang ab und an darunter leidet, indem man ihn nicht richtig heraushört. Vielleicht soll es auch so sein.
Und sonst: Die Songs sind zeitweise sehr lang, bzw. werden länger interpretiert als auf CD. Das macht das Zuhören manchmal ein bischen anstrengend. Heimliche Höhepunkte sind die eingängigeren Sachen wie „My mind“, „Church mouth“ oder „How the leopard…“. Dann kommt richtig Bewegung ins angenehm unauffällige Indie- Publikum. Um kurz vor Mitternacht ist nach einer Zugabe Feierabend. Im Vorraum läuft Maximo Park. Das klingt in diesem Augenblick irgendwie beruhigend und normal. Eine befremdliche Situation.
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habs leider leider nicht geschafft, aber das klingt ja echt nach einem spannenden abend. das die jungs auf der bühne „etwas anders“ sind habe ich mir fast gedacht. naja auch so bleibt man den leuten in erinnerung. das fazit ist aber schon „sehenswert“ oder? jedenfalls danke für den objektiven bericht.
Das Fazit ist: sowas von sehenswert!