Ort: zakk, Düsseldorf
Vorband:

Was soll ich über ein Olli Schulz Konzert großschreiben? Guter Abend, unterhaltsamer Abend, lustiger Abend, ernster Abend, volles Haus. Ich denke, als Pauschalurteil gilt dies für alle Olli Schulz Konzerte der aktuellen Tour.
Wer Olli Schulz einmal live erlebt hat, weiß, was ich meine. Der Wahlberliner (uii, Lieblingswort) spielt nicht einfach nur Konzerte, Olli Schulz inszeniert Abende. Er kann nicht einfach nur seine Songs runterspielen, er muss sie auch erzählen, sie erläutern, sie sehr oft anekdotieren. Selbst an schlechten Tagen spielt er sicherlich grandiose Konzerte, ich kann mir einen schlechtgelaunten Olli Schulz sehr unterhaltsam vorstellen.
In Düsseldorf hatte er offensichtlich keinen schlechten Tag. Es gab nur lustige Geschichten, wenig echauffierende.
Irgendwo las ich etwas von einer Vorband und davon, dass es an der Abendkasse noch karten zu kaufen gäbe. Mein fataler Rückschluss daraus war, dass es nicht so voll sein werde und dass es für mich reicht, wenn ich erst um kurz nach neun Uhr im Düsseldorfer zakk auflaufe. Ich hatte vorher noch einige Erledigungen zu tätigen, und abhetzen wollte ich mich nicht unbedingt.
Als ich dann um kurz nach neun das zakk betrat, spielte Olli Schulz bereits, bzw. er erzählte eine Geschichte. Also rein in den Saal. Als ich die Tür öffnete, stand ich vor einer Menschenwand. Mmhh, da gingen wohl noch alle Karten an der Abendkasse weg, wie es schien. Es war proppenvoll.
Wie viel ich bis hierin verpasst hatte, ich habe keine Ahnung. Da das Konzert aber noch gute zwei Stunden weiterging, kann es nicht allzu viel gewesen sein. Und die vorletzte Reihe, in der ich mich schliesslich gemütlich positionierte, war überdies überraschenderweise sehr okay. Ich hatte Bühnensicht und um mich herum war es für hintere Konzertsaalbereiche angenehm ruhig. Also alles paletti.
Olli Schulz saß auf einem Hocker alleine auf der Bühne. Hinter ihm laufen auf einer Leinwand Tierfotos und andere selbstgemachte Fotografien (der Mond fotografiert aus seinem Wohnzimmer). Je nach Song klickte Olli Schulz das passende Bild. Ich kannte diese Diashow bereits aus dem Frühjahr.
Unbekannt waren für mich viele Geschichten. Neue Tour, neue Storys. Olli Schulz ist kein Mann, der immer wieder die alten Dönekes hervorkramen muss. Klar, auf Wunsch erzählt er sie (so wie die mit der kleinen Rauferei im Berliner Admiralspalast, die Bela B. Geschichte, wie er sie nannte), aber er macht es ungern und er hat es auch nicht nötig. Es gibt genug neues zu berichten, wie es scheint. Es ist müßig, die ein oder andere Begebenheit nachzuerzählen. Man muss sie selbst von Olli Schulz hören, und wer ihn bisher live noch nicht erlebt hat, sollte das unbedingt nachholen.
Da ich mich eher für einen schlechten Erzähler halte, bin ich sehr neidisch. Olli Schulz ist ein famoser Erzähler, er bringt dieses gewisse etwas in seine Erzählungen, die einen gebannt zuhören lassen. Und ich höre ihm gerne zu.
Aber der Entertainer Olli Schulz ist nur die eine Seite. Leider wird er oft auf diese, seine lustigen Geschichten reduziert und seine Songs eher als „Lückenfüller“ angesehen. Geht der ein oder andere wirklich eher für die Geschichten als für die Musik in ein Olli Schulz Konzert? Manchmal kommt es mir so vor und ich finde das sehr schade.
Denn, und das ist die größere, zweite Seite, Olli Schulz ist ein kongenialer Singer-Songwriter.
Hört man seinen Texten genau zu, entdeckt man große Wahrheiten, Ernsthaftigkeiten und ein enormes Musikverständnis. Leider geht das oft unter. Songs wie „Irgendwas fehlt“, !“Wenn es gut ist“ oder „Ich dachte du bist es“ sprechen mich in Auszügen sehr an. Mein Wiedererkennungswert in vielen seinen Texten ist hoch. Dass Olli Schulz musikalisch superschlau ist, lässt sich immer dann erahnen, wenn er wie aus dem nichts Bruchstücke anderer Songs zitiert und mühelos in die eigenen einbindet. Egal ob diese von U2, Juli, ACDC oder Peter Maffay stammen.
Über zwei Stunden also spielte Olli Schulz in Düsseldorf. Es war ein guter Abend, der nach einem stressigen Tag und nervigem Wochenende genau richtig lag. Nach diesem Konzert war meine Laune viel besser.
Das große Finale bildete „Wonderwall“, gespielt aus dem Zuschauerraum und im Ablauf für alle zweimal von ihm erläutert: „Wir singen den ersten Teil erste Strophe– den zweiten Teil kann ich nicht mehr .- gehen dann in die Bridge und dann in den Refrain“.
Gibt es größeres?
Verdammt guter Abend.

Kontextkonzerte:
Olli Schulz – Dortmund, 13.04.2012
Olli Schulz – Köln, 29.04.2009

Multimedia:
flickr-Fotos

Schreibe einen Kommentar