Schwierig. Wie kann ich eine Band beschreiben, ohne sie auf den bloßen Sachverhalt „kommt aus dem Notwist Umfeld“ zu beschränken? Ich weiß es nicht, und bevor ich jetzt gar nichts zum gestrigen Konzert der Münchner Band Lali Puna erzähle, schreib ich einfach, was mir so einfällt.
Natürlich sind Lali Puna viel mehr als nur eine Band aus dem N-Wort Umfeld. Gut, der Sänger von The Notwist, wie heisst er noch gleich, ich hab’s nachgeguckt: Markus Acher, spielt mit, und ihre Musik aus allerlei elektronischem Kram und sporadischen Indiegitarren hat diesen typischen Weilheimer Charme, den scheinbar alle oberbayrischen Bands mit der Muttermilch aufsaugen. Wie die Münchner Vorband zum Beispiel, die ich unbedingt im Kopf behalten muss, oder Portmanteau, die im letzten Jahr den Notwist Support bestritten. Auch Jersey zählen im weitesten Sinne dazu. Alles sehr artverwandt, alles sehr schön. Und Lali Puna zählen auch dazu. Ist das schlimm? Oder ist das wichtig? Es zeigt zumindest, dass eine kleine Szene funktionieren kann, dass man sich in unterschiedlichen Bands engagieren kann und dass dabei ein Haufen guter Musik entsteht. Musik, wie geschaffen ist für einen gemütlichen Wochenendausklang jenseits des Sofas.

So, und was hat es jetzt auf sich mit Lali Puna, Notwist und Portmanteau. Nun, auf die schnelle gesagt, Mitglieder der beiden letztgenannten Bands spielen auch in erstgenannter.
Detaillierter ist es so, ich drösel auf:
Lali Puna wurden 1998 in Weilheim von der Sängerin und Keyboarderin Valerie Trebeljahr gegründet. 1999 erscheint das erste Album „Tridecoder“. Zu diesem Zeitpunkt ist Markus Acher schon an Bord. Christoph Brandner (Schlagzeug) und Christian Heiß (Keyboard), der den bis 2002 an den Keyboards stehenden Florian Zimmer ersetzt, komplettieren die Band.
Christian Heiß gründete 2003 mit Greulix Schrank das Projekt Portmanteau, Elektronik mit Schlagzeug steht auf ihrer Myspace Seite. Ein erstes Album veröffentlichten die beiden 2008. „Akja“ heißt es, und ich muss es mir dringend kaufen.
Christoph Brandner schließlich ist Schlagzeuger von unter anderen Tied & Tickled Trio und der Console-Band.
Damit ist doch alles klar, oder? In Amerika würde man hier von einer Supergroup sprechen, viel schlimmer jedoch, dass diese großartigen Musiker in Deutschland kaum jemandem ein Begriff sind. Dabei ist Oberbayern nicht das Ende der Welt.

Aber nun das Wichtige: Es war sehr unterhaltsam mit Lali Puna. Wie so oft bei Überraschungsbesuchen wurde das sich aufraffen belohnt. Sehr kurzzeitig entschloss ich mich am späten Nachmittag, ins Gebäude 9 zu fahren. Ich hatte den Tag über dieses und jenes erledigt und fühlte mich nach Musik hören. Da kamen mir Valerie Trebeljahr und Kollegen, von denen ich nicht mehr wusste, als das sie aus der Weilheimer Gegend kommen, gerade recht.
Ein, zwei Videos gab ich mir, um dann entgültig den Entschluss zu fassen, sie live zu sehen. Mehr brauchte es nicht, um mich zu begeistern. Mehr wollte ich vorab gar nicht wissen. So ließ ich mich von diesem Konzert bewusst überraschen.
Ich steh’ auf diese typische Weilheimer Elektromelancholie, diese ruhigen, sich langsam steigernden und entwickelnden Songs. Scheinbar fallen Lali Puna in die gleiche Tonne, so zumindest mein Zwischenresultat am Nachmittag. Der Abend sollte dieses dann auch bestätigen. Leicht mit dem Kopfwippen, das kann man gut dazu, wegträumen auch. Elektronische Introvertiertheit und klassische Songstrukturen. Es war wie erwartet.
Viel Kabelsalat um die drei Keyboards. Je eines war vor Valerie Trebeljahr, Markus Acher und Christian Heiß aufgebaut. Zusammen mit dem Schlagzeug bildeten sie eine Linie. Gleichberechtigung.
Von den gespielten Songs kannte ich keinen, auch die zuvor auf YouTube gehörten Videos (macht das Verb bei dem Substantiv Sinn?) entdeckte ich im Set nicht. Ich vermute aber, dass sie sowohl „Micronomic“ als auch „Remember“ gespielt haben.

Das Vorprogramm bestritten Mexican Elvis aus München, die im Juli ihr erstes Album „John from Alaska“ veröffentlichen wird. Heute las ich, dass der Lali Puna Schlagzeuger Christoph Brandner auch bei Mexican Elvis dieses Instrument bedient. War das gestern Abend auch so? Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, würde aber gut zu diesem verschwörerischen bayrischen Musikerzirkel passen.

Multimedia:
Fotos: frank@flickr

Kontextkonzerte:
The Notwist – Köln, 14.04.2009
The Notwist – Melt!, 19.07.2008
Jersey – Aachen, 25.01.2009

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