Indiehelden Nummer 14 sind Bettie Serveert aus den Niederlanden.
Und Achtung, ich schreibe jetzt über eine Lieblingsband. Über eine absolute Lieblingsband.
Bettie Serveert, ihren Bandnamen haben sie einem Buchtitel entliehen: „Bettie Serveert“, eine quasi Autobiografie der niederländischen Tennisikone Betty Stöve, die immerhin 1977 im Wimbledonfinale stand und dort Virginia Wade in drei Sätzen unterlag.
Carol van Dijk, Peter Visser, Herman Bunskoeke und Berend Dubbe gründeten die Band 1986.
1992 erschien ihr Debütalbum „Palomine“, 1995 „Lamprey“ (das der Melody Maker “the most tangled, desolate, real life guitar sound of the year” nannte).
Diese beiden Alben verschafften Bettie Serveert eine gewisse Aufmerksamkeit in der Indiewelt. Ihre getragenen, ruhig und unaufgeregten Gitarren stellten sie in eine Reihe mit Kitchens of Destinction, Buffalo Tom, Come und den anderen üblichen Verdächtigen des Independents.
Mit ihrem dritten Album „Dust bunnies“ änderten sie ihren Sound etwas. Er klang jetzt poppiger, nicht mehr so getragen wie auf den beiden Vorgängern. „Geek“, der Albenoper hatte gar eine luftig, fröhliche Grundstimmung. Das war neu und wurde mit „What friends“ im Verlauf des Albums noch weiter ausgebaut. Nun ja, 1997 ist nicht 1992.
Konsequenterweise machten sie im nächsten Jahrtausend genau hier weiter. Album Nummer sieben brachte sanfte Pluckerbeats und ein bisschen St. Etienne in den Bettie Serveert Kosmos. Nicht die schlechteste Wahl für eine Band, die mittlerweile 20 Jahre existiert und sich weiterentwickeln möchte. Gerne sagt man dann, eine Band wird erwachsen. Mit Bright Eyes „Lover, i don’t have to love“ ist auf “Bare stripped naked” auch eine der besten Coverversionen aller Zeiten verewigt.
Aber wie es so ist, nachdem man sich in anderen Bereichen ausgetobt hat, kehrt man zu dem zurück, womit man begann. Und so ist das aktuelle Album wieder rockiger und geradliniger (ach, blödes Musikbeschreibungswort, ich weiß). Stört mich nicht, ich mache jeden Rhythmuswechsel mit.
Die Kreativität muß raus: Anfang des Jahres veröffentlichten Carol van Djik und Peter Visser als me & Stupid ein wunderbares Popalbum.
Bettie Serveert // kurze Kurzbio
– Stil: Indie
– gegründet 1986
Bettie Serveert // wichtige Mitglieder
Carol van Dijk (Gesang, Gitarre)
Peter Visser (Gitarre)
Herman Bunskoeke (Bass)
Berend Dubbe (Schlagzeug)
Bettie Serveert // Alben
1992: Palomine
1995: Lamprey
1997: Dust Bunnies
1998: Plays Venus in Furs and Other Velvet Underground Songs
2000: Private Suit
2003: Log 22
2004: Attagirl
2006: Bare Stripped Naked
2010: Pharmacy of Love
Bettie Serveert // unser Kennenlernen
Mitte der 90er gab es eine kurze Phase, in der der sogenannte Benelux- Indierock stark in Mode war. Zumindest in Dortmunder Indiediscos und bei mir. Regelmäßig hörte ich dort K’s Choice („Not an addict“), dEUS („Suds & Soda“) und Bettie Serveert („Kid’s alright“). Und die allfreitag- und samstägliche Berieselung zeigte Wirkung, im Laufe der Wochenenden hatten es mir alle drei Bands sehr angetan. So sehr, dass ich sie auch heute noch mehr oder weniger intensiv verfolge.
Das nähere Kennenlernen der niederländischen Band „Bettie Serveert“ war am schwierigsten. Klar, „Kid’s alright“ war auf dem Debütalbum „Palomine“, das war schnell herausgefunden. Aber wo bekomme ich das her? Während dEUS und K’s Choice durch MTV Präsenz bald ihre Alben auch bei „Last Chance“ oder „ELPI“ im Regal unterbrachten, war es bei den Bettie’s etwas schwieriger.
Erst als ich in Bochum wohnte, also ab 1995, entdeckte ich „Palomine“ in einem Second Hand CD Laden in der Bochumer Hustadt. Kurz zuvor hatte ich mir dort „Lamprey“, ihr zweites Album, besorgt. Unnötig zu erwähnen, dass dies ab sofort mein Lieblings-CD Laden wurde.
Seinerzeit gab es ein ungeschriebenes Gesetz: Zwei CDs von einer Band zu besitzen heißt, man ist Fan. Gesetz bestätigt.
Bettie Serveert // Lieblingssong
Ausnahmslos alles Lieblingssongs!Bettie Serveert sind absolute Lieblinge, da ist jedes Lied ein Liebling.
Bettie Serveert // Noch was?!
2007 sah ich Bettie Serveert dann endlich live. Im Kölner Kulturbunker mit geschätzten 48 anderen Leuten. Es war das Konzert, auf das ich am längsten gewartet habe. „Mit diesem Konzert ist meine “Diese-Bands-muss-ich-einmal-live-gesehen-haben” Liste komplett. Ein Lebensziel ist nach 36 Jahren erfüllt“ schrieb ich damals.
Schöne Hommage an Bettie Serveert. Ich finde es ja lobenswert, wenn eine Band, obwohl sie immer in der zweiten Reihe – auch im Indie-Bereich – steht, sich nicht nach zwei oder drei Alben auflöst, sondern trotzdem weitermacht. Ich hab sie durch den Song Heaven von Dust Bunnies in mein Herz geschlossen, irgendwie aber bis zum guten aber nicht überragenden Pharmacy of Love aus den Augen verloren. Irgendwie gab es in den Neunzigern soviel interessante Musik, nach der heute kaum ein Hahn mehr kräht. Gut, dass sich Bettie Serveert nicht unterkriegen lassen.