Ort: den Atelier, Luxemburg
Vorband: Night Beats

Night Beats. Klingt wie eine endlos Playlist auf Spotify. Oder wie ich mir Playlistnamen auf Spotify vorstelle. Ob das auch so ist, weiß ich nicht. Ich streame keine Musik, habe weder Spotify noch Apple Music noch Deezer Accounts. Auch bin ich gerade erst kurz davor, mir erstmals ein Netflix Abo zu holen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Night Beats. Die Band. Sie eröffnen an diesem Abend vor dem Black Rebel Motorcycle Club im den Atelier in Luxemburg. Psychedelic Texas Rock, Rhythm and Blues, Soul, Garage Rock. Danny Rajan Billingsley, Sänger, Gitarrist und einziges all time Bandmitglied, trägt Cowboyhut und Portemonnaie Kette. Zusammen mit Bassist und Schlagzeuger spielt er ureigenste amerikanische Rockmusik. Es stampft und schwitzt aus den Boxen und sorgt musikalisch für einen guten Einstieg in den Abend, an dem Black Rebel Motorcycle Club später dann ihr ähnlich musikalisch gelagertes Album Howl in Gänze spielen werden.
Doch bevor das passiert, schaut Robert Levon Been schon mal kurz bei den Night Beats vorbei und begleitet das Trio bei einem Song an der Gitarre und bei einem zweiten Song am Klavier. Nach guten 50 Minuten und damit sehr langer Vorbandspielzeit beenden Night Beats um viertel vor neun ihr Set. Mittlerweile ist das den Atelier gut gefüllt. An diesem Abend wird es ausverkauft sein und damit eine von sehr vielen Black Rebel Motorcycle Club Shows der Howl 20th anniversary Tour, die ausverkauft sind. Warum ist das so? 2018 erschien ihr bisher letztes Album, Wrong creatures. Seinerzeit waren sie auch letztmals in Mitteleuropa live zu sehen. Ist das ein Grund? Oder ist es vielmehr das Verlangen und die Freude, ihr drittes Album Howl live zu hören? Ich vermute, beides. Howl ist das dritte Album der amerikanischen Band, veröffentlicht 2005. Es ist ein Album, das polarisiert, vielleicht sogar irritiert. Auf den beiden Vorgängern B.R.M.C. (2001) und Take them on, on your own (2003) waren der Black Rebel Motorcycle Club eine Rockband zwischen The Strokes und den Dandy Warhols. „Whatever happened to my Rock’n’Roll?“ heißt ein Song auf der Debütplatte und ich möchte meinen, Black Rebel Motorcycle Club spielen ihn einfach, damit ihm nicht noch mehr passiert. Dicke Gitarren, speckige Lederjacken und Jesus and Mary Chain-eske Indierockmelodien. Eine gute und solide Rockmischung, die Anfang der 2000er Jahre viel Erfolg versprach und das Versprechen in den Jahren auch einhielt.
Und dann Howl. Dark-Country, Folk, Bluesrock. Oder wie die Visions seinerzeit schrieb: Blues mit Bart. Und das passt auch, obwohl weder Robert Levon Been noch Peter Hayes Bart tragen. Letzteren sieht man an diesem Abend übrigens kaum. Zum einen hängt ihm die Kapuze seines Hoodies tief im Gesicht, zum anderen ist es arg dunkel im den Atelier. Wenn Licht, dann stroboscoped es in hellem weiß aus Bodenscheinwerfern oder es taucht die Bühne diffus in dunkles rot oder blau. Howl ist also anders, und genau hier liegt der Reiz des Konzerts. Sie beginnen mit „Devils waitin“ und damit ist klar, sie spielen die Songs des Albums nicht in Reihe. Erstmals schallen Akustikgitarre, leiernder Gesang und Countrymelodien durch den Saal. Im Folgenden „Shuffle your feet“ kommt dann noch die Mundharmonika dazu. Lagerfeuerromantik auf der Dutton Ranch. Black Rebel Motorcycle Club bluesrocken sich durch den Abend. „Complicated Situation“ lassen sie als einzigen Song vom Album aus, spielen dafür „Mercy“ von der dem Howl Album begleitenden Howl Sessions EP. Ein schöner Singersongwriter Popsong, den Robert Levon Been solo performt. Mit dem 13. Song des Konzerts („The line“) ist das Album durchgespielt. Doch es folgen noch sieben weitere Songs. Ab jetzt wird es lauter und rockiger. Zum Beispiel mit „Spread your love“ und „Red eyes and tears“ vom Debütalbum B.R.M.C. Auch „Conscience Killer“ stampft ordentlich. Leider fehlen jetzt „Stop“ und „Whatever happened to my Rock ’n‘ Roll“. Interessanterweise steht auch kein aktueller Song (sprich von den letzten beiden Alben) auf der Setlist.
Den Abend beschließt „Open invitation“, der hidden track auf Howl. Schnell danach geht das Saallicht an und zu Velvet Undergrounds „Ride into the sun“ werden wir hinauskomplimentiert. Und was bleibt mir nun von diesem Abend und von Howl? Nun, ich sag’ mal so: das Album ist verdammt gut gealtert und klingt auch 2025 recht fresh. Country-Folk ist eben ein zeitloses Musikgenre.
Setlist:
01: Devil’s waitin‘
02: Shuffle your feet
03: Howl
04: Ain’t no easy way
05: Still suspicion holds you tight
06: Promise
07: Weight of the world
08: Fault line
09: Mercy
10: Restless sinner
11: Sympathetic noose
12: Gospel song
13: The line
14: Red eyes and tears
15: Rifles
16: Beat the devil’s tattoo
17: Berlin
18: Conscience killer
19: Spread your love
20: Shadow’s keeper
21: Open invitation
Kontextkonzerte:
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