Ort: E-Werk Köln
Vorband: Mount Kimbie

In weniger als 12 Monaten vom Luxor ins E-Werk. Von wenigen Hundert auf einige Tausend Zuschauer. Das schaffen nicht viele!
Die drei XXX, die vor einem Jahr noch zu viert waren und die ihre Bühne gerne mit zwei knallgrellen weißen X’en nicht ausleuchten, aber die ersten Reihen blenden, haben es geschafft. In souveräner Art und sehr verdient! Das vorneweg.

Ursprünglich sollte das Konzert schon im Februar sprichwörtlich über die Bühne gehen, aber aufgrund privater Dinge musste es um viele Monate verschoben werden. Raus aus dem tristen Februar, rein in den warmen August.
Ihr Konzert im letzten Jahr ließ keine Wünsche offen, es war ein ergreifender und schöner Abend, der niemanden zögern ließ, sich auch Karten für das nächste Kölner The XX Konzert zu besorgen. Und auch die, die die Show verpasst hatten, lange im Voraus und binnen weniger Tage war das Luxor seinerzeit ausverkauft, witterten nun die Chance. So musste das E-Werk her, um genug Platz für die Hypeband des Jahres 2009 bereitzustellen.

Mittlerweile ist der ganz große Wirbel vorbei. Das Debütalbum hat sich gesetzt, musikalisch gibt es seitdem nichts neues zu berichten. So sind die XX’e seit vielen Wochen raus aus dem täglichen Newseinerlei.
Seit der Veröffentlichung ihres Debütalbums sind sie gefühlt permanent unterwegs. So kommt es mir zumindest vor, drei Seiten umfasst ihre lastfm Eventpage für vergangene Auftritte in 2010, zusätzlich noch eine Seite für zukünftige Termine bis Ende Oktober.
Da bleibt wenig bis gar keine Zeit für das Schreiben neuer Stücke. Und so war es für uns nicht sonderlich überraschend, dass sich ihre Setlist im Mai nicht großartig von der aus dem letzten Jahr unterschied. Die Spieldauer auch nicht. 50 Minuten, mehr ging nicht.
Einzig die Bühnenerfahrung und Liveroutine sieht man ihnen jetzt an. Allen voran Bassist Oliver Sim ist eine richtig coole Sau geworden. Nichts ist mehr zu spüren von der Schüchternheit und musikalischer Unsicherheit, dem totalen konzentrieren auf die Bassgriffe. Ein Umstand, der so gut zu ihrer Musik passte und jetzt nicht mehr da ist. Schade, aber The XX sind groß geworden, und eben auch routiniert.
Und eine sympathische Band geblieben. Der eher negative Eindruck, den The XX bei meinem letzten Konzert auf mich machten, haben sie Gott sei dank nicht bestätigt. Noch Minuten vor den ersten Klängen, ein Pre-Intro aus seichtem Elektrofrickeltum vor „Intro“, waren wir uns fast sicher, dass das Verheizen dieser jungen Band, immer nochmal bedenken: die sind erst um die zwanzig, durch die unzählbaren Liveauftritte ihre Spuren hinterlässt und heute eine fest eingeplante Bestätigung findet. „Das wird heute nicht viel“, war der meistgedachte Satz.
Doch weit gefehlt, sehr weit sogar. Und vielleicht nicht so viel Denken und einfach mal überraschen lassen.
The XX spielten groß auf. Noch vor dem zweiten Song hatten sie mich wieder gefangen. Ein bisschen Dunkelheit, ein kühler Bass, ein deftiger Beat und eine tanzbare Gitarre, fertig ist „Crystalized“ und ich bin gänsehautbegeistert. Sie schafften es locker, die Intimität ihrer Songs auch in einer großen Halle zu transportieren. Oh ja, The XX hatten das E-Werk im Griff, das war ehr spürbar.
„Crystalized“, „Heart skipped a beat“, „Shelter“, „Night times“, „Stars“, soviel Hits hatte kein Debüt der letzten Jahre. Und diese Songs sind unkaputtbar. Manchmal passiert es mir, dass ich mich an Song satt sehe, mich an immer gleiche Setlisten oder zu wenigen Auswahlvariationen ärgere. Doch The XX haben es diesmal irgendwie geschafft, ihr zugegeben doch sehr überschaubares Repertoire frisch, neu und unverbraucht erscheinen zu lassen.
So trugen uns die qualitätsstarken Songs durch den Abend. Die live – zur Zeit noch spärlich – eingebauten Discobeats passen ausgezeichnet. Nach meinem Geschmack hätte es noch ein bisschen mehr sein können. Vielleicht sind sie eine Hinweis, wohin der The XX Weg geht.
Zu Weihnachten könnte ich mir gut ein Remixalbum vorstellen, mit ganz vielen dieser Ausflüge in die new order’sche Tanzbeatwelt. Also quasi die Liveumsetzung des Albums plus noch mehr Herzschlagbeats.

Als Zugabe spielten sie „Stars“ und im E-Werk machte sich zart rhythmischen Klatschen breit. Soso, das geht also nicht nur in Südeuropa! Passt aber nach wie vor nicht…

„Sie sind blass, zugeknüpft und kühl. Dafür lieben wir sie.“ schrieb mal der Musikexpress. Bingo!

Multimedia:
Fotos: frank@flickr und frank@flickr

Kontextkonzerte:
The xx – Primavera Sound Festival, Barcelona, 27.05.2010
The xx – Köln, 15.10.2009

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