Ort: Gebäude 9, Köln
Vorband: Entertainment for the braindead

Ach die waren das.
Ich kann mir keine Namen merken und so kommt es, dass ich ähnlich klingende Bandnamen gerne durcheinander werfe. Bei den Wild nothing war ich mir lange Zeit sehr sicher, dass das die Band sein muss, die wir im Frühjahr nach vier Tagen Primavera völlig erschöpft Samstagnacht auf den Stufen zur drittgrößten Festivalbühne sitzend irgendwie wahrgenommen haben. Sie waren es aber nicht, das waren die Wild beasts. Und Wild nothing sind auch nicht die Band, die wir im Frühjahr in Köln verpasst hatten, das waren die Cloud nothings. Ich war mal wieder verwirrt (siehe Antlers – Crystal Antlers – Crystal Castles) und als ich am Sonntagnachmittag via Internet das letzte und aktuelle Album „Nocturne“ der Wild nothing hörte gar nicht mehr sicher, ob ich diese Band überhaupt kenne. Natürlich klingt „Nocturne“ vertraut, bekannt, schön. Aber das klingen viele Scheiben. Die Single „Paradise“ bestätigte mich jedoch sehr darin, mir die Band um Jack Tatum am Abend im Gebäude 9 anzusehen.
„Weisst du noch, die spielten vor den Stars.“ Aha, also so war das. Ich konnte mich kaum daran erinnern, aber es doch gut, wenn man sich auf das Gedächtnis eines Freundes verlassen kann. Bei den Stars also.
Obwohl die Suchfunktion dieser komischen Internetseite nicht richtig auf meinem non-touch Smartphone funktionierte, schafften wir es doch, die Fakten zusammenzutragen:

Nach kurzer Zeit wird das Set belanglos, die Songs und vor allem Basslinienaustauschbar und etwas langweilig. „Fox 5 Serien Indiemusik“, das scheint mir eine sehr passende Umschreibung.

Aha, also bin ich heute doch nicht in der richtigen Veranstaltung. Natürlioch bin ich das, und was interessiert mich mein Geschwätz von gestern. Pfffff, alte Meinungen interessieren mich manchmal wenig. Ganz so schwarz/weiss wie noch vor drei Jahren sehe ich Wild nothing nicht mehr. Klar, ihr Dreampop ist nicht sonderlich innovativ, ihre Melodien vielleicht schon hundertmal gehört, ein Ding, das sie sich beispielsweise mit den großen Pains of being pure at heart teilen. Aber ihre süßen, mitwippbaren Songs sind allemal gut und interessant genug, um einen schönen Sonntagabend zu verbringen oder um sich die ein oder andere Autofahrt zu versüßen. Und wenn das nicht für ein Konzertbesuch reicht, dann weiss ich auch nicht weiter. Leider unterschätzt man Bands wie Wild nothing sehr leicht, weil man ihre Songs unterschätzt. Vielen scheint es so gegangen zu sein, anders kann ich mir die doch relativ geringe Resonanz im Gebäude 9 nicht erklären.
Gestern Abend habe ich „Shadow“ mehrfach gehört. Es ist ein Riesenhit. Pop in allerbester Art und Weise: verträumt, tänzelnd, zuckersüß. Dreampop nennt man dieses Genre, und wenn es einer Blaupause zur Begriffserklärung benötigen würde, wäre „Shadow“ die perfekte Wahl. Und da es exemplarisch für beinahe alle Wild nothing Songs herangezogen werden kann, ist der Abend schnell berichtet: Er war wie ein Meer aus Zuckerwatte.
Ansonsten keine weiteren Vorkommnisse außer der erneuten Beobachtung, dass Indiekonzertgänger ein sehr intolerantes Völkchen sind.

Ja Wild nothing, das kann man so machen!

Kontextkonzerte:
Stars – New York, 24.09.2010
Entertainment for the Braindead, The Wind Whistles – Westerwald, 26.07.2009

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