Ort: Paradiso, Amsterdam
Vorband:

Waters - Amsterdam, 10.11.2011

Was war das für eine schöne Überraschung, als ich eines Abends auf der Homepage des Paradiso las, dass die amerikanischen Waters am gleichen Abend in Amsterdam auftreten werden, an dem auch die niederländischen Bettie Serveert das Paradiso bespielen.
20.30 Uhr Bettie Serveert, 22.00 Uhr Waters. So gab es der Paradiso- Zeitplan vor. Das sollte passen, zumal der kleine Saal (hier war der Waters Auftritt angesetzt) ja nicht so weit von der Haupthalle weg sein kann. Wir zogen also schnell noch ein Onlineticket, und sahen dem Samstagabend mit zwei wundervollen Bands erwartungsvoll entgegen.
Waters ist die neue Band des ex- Port O’Brien Mannes Van Pierszalowski. Über den Rückzug der drei anderen Bandmitglieder Cambria Goodwin, Tyson Vogel, Ryan Stively und Gram Lebron und der damit verbundenen Auflösung der Band informierten Port O‘Brien vor einigen Monaten auf ihrer Homepage. Seit 2005 schrieben Van und seine Freundin Cambria schöne Popsongs und veröffentlichten als Port O’Brien insgesamt drei Alben.
Doch das war einmal, nun spielen Waters die Musik. Zusammen mit Nikolai Haukeland, Bruce Rognlien und Schlagzeuger Nicholas Wolch tourt Pierszalowski derzeit durch Europa. In Amsterdam seien sie jetzt zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen. Das stimmt, bereits im Juni spielten sie im Vorprogramm von Wyk Oake im Paradiso. Ab es auch seinerzeit der kleine Saal war, dass weiß ich natürlich nicht.

An diesem Abend war es der kleine Saal, und der Konzertbeginn lag genau drei Minuten nach dem Ende des Bettie Serveert Konzertes in der großen Halle. So kamen immer noch vereinzelt Leute in den Saal, der übrigens nicht viel größer ist als ein Basketballfeld, als Waters bereits die ersten beiden Songs gespielt hatten.
Die Band aus Kalifornien, so stellte Van sie vor, steht kurz vor der Veröffentlichung ihre Debütalbums „Out of the light“. Das gibt es in einigen Tagen zu kaufen und so war mir vor Konzertbeginn nur das vorab im Internet verteilte „For the one“ bekannt. Ich gestehe aber sofort, dass es mir dieser Song sehr angetan hat und der Hauptgrund war, mich für dieses Konzert zu interessieren.
Den Port O’Brien Folk hätte ich vielleicht noch so mitgenommen (da wir ja gerade eh im Klub waren). Den Waters rock von „for the one“ mochte ich nach dem ersten Hören, also war der Konzertbesuch absolute Pflicht. Wenn die Band noch mehr solcher Hits zu bieten hat, dann muss ich die kennen. Noch vor der Albumveröffentlichung!
Nun, es kam zwar nicht ganz so, aber viel fehlte nicht. Auch die anderen Waters Songs sind Rock, Westküsten-Rock las ich gestern irgendwo, aber nicht ganz so eingängig und laut wie „For the one“.
Viel stärker erinnerten sie mich an 80er Jahre Rock. Also mehr Bruce Springsteen als Nirvana (diese Referenz hab ich auch gestern gelesen).
So zumindest mein Liveeindruck. Vielleicht stimmt der aber auch nicht und ich war nur geblendet durch die Gestik und das Gitarrenspiel von Nikolai Haukeland. Der Waters Gitarrist hatte sie nämlich, die großen 80er Jahre Rockmomente: zugekniffene Augen und schmerzverzerrter Gesichtsausdruck beim Refraingesang, reißerische Gitarrenhaltung und ein Erscheinungsbild (Frisur), das mich spontan an John Cougar Mellencamp und irgendeinen 80er Jahre Jungspundschauspieler, der Name fällt mir gerade nicht ein, erinnerten. Es fehlte eigentlich nur noch die geballte Faust. Ganz groß!

Musikalisch waren Waters jedoch nicht so kitschig, wie die Beschreibungen vermuten ließen. Mir gefielen die Songs („San Fransisco“ und „If I run“ hießen zwei) und so langsam glaube ich, dass Van Pierszalowski zu den besseren Songschreibern dieser Tage gehört. Wer sich musikalisch so umorientieren kann, und dabei wenig an Qualität einbüsst, der muss was auf dem Kasten haben.
Nach einer guten halben Stunde beendeten Waters ihren und unseren Konzertabend. Es war gerade viertel nach elf.
Zum Abschluss spielten sie „Mickey Mantle“. Akustisch und unplugged mitten im Zuschauerraum, umsäumt von 20 Leuten, die eifrig das „Forever“ im Refrain mitsangen.

„Thanks for coming upstairs“ begrüßte uns Van zu Beginn des Konzertes. Das Treppensteigen hinauf in die zweite Etage des Paradiso hat sich mehr als gelohnt.

Anmerkung:
Wir waren vorschnell. Den Ticketkauf hätten wir uns theoretisch schenken können. Es war so wie früher in großen Multiplex-Kinos. Ist der eine Film zu Ende und man ist noch im „abgegrenzten“ Saalbereich, dann geht man einfach in einen anderen Kinosaal und schaut da weiter. Im Paradiso war der einzige Unterschied der, dass der neue Film, also Waters, erst begann, nachdem der alte aufgehört hat. Unsere Tickets wurden nicht gecheckt. Umso erstaunlicher fand ich es, dass nicht mehr Leute den Weg hinauf in die 2. Etage gefunden haben. Und sei es nur zum Probehören.
Nein, wir waren nicht vorschnell. Praktisch war das Ticket nicht teuer und der Gegenwert enorm.
Dafür zahl’ ich gerne!

Multimedia:
Fotos: frank@flickr

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