„Immer weiter, immer weiter. Du musst immer weiter machen.“ So oder so ähnlich formulierte es der Titan nach einem erneut umgebogenen Spiel der ätzenden Bayern in deutsche Fernsehkameras.
Für mich ist dieser Satz das Motto der Woche, könnte man meinen. Nach drei Konzerten in vier Tagen fiel es mir gestern allerdings nicht besonders schwer, weiterzumachen und Konzert Nummer 4 in Angriff zu nehmen. Sollte doch das seit Sonntag prognostizierte Konzert der Woche stattfinden. The xx, die zu recht über den Klee gelobte Band aus London gab sich auf ihrer ersten Europatour im ausverkauften und proppenvollen Luxor die Ehre, und alle waren sie wieder da, die Konzertjunkies und Neugierigen, die die immer da sind und die, die neues sehen wollen. Ja, wir waren auch da.
Das Debütalbum der vier Teens, schlicht „xx“ genannt und „ex ex“ ausgesprochen, läuft im Moment auf Dauerrotation. Ich kann nicht ohne, und so habe ich – völlig untypisch und entgegen meinem sonstigen Hörverhalten, auch noch kurz vor dem Konzert im Zug „VCR“ und „Stars“ und „Night time“ in meine Ohren spülen lassen.
Normalerweise kann ich Alben von Künstlern, auf dessen Konzert ich gehe, vorher nicht noch mal hören. Ich brauch bis zum Konzert einen zeitlichen Abstand zu den Songs, anders geht es nicht. Aber bei the xx ist alles anders, hier greifen die selbstgesetzten Vorgaben nicht.
So konnte heute Abend auch passieren was wollte: schlechtgelaunte Musiker, mieser Sound, ekelig voller Klub. Nichts hätte mir dieses Konzert versauen können. Dass nichts von dem eintrat war toll, aber wie gesagt, auch sonst wäre es das geworden, was es schließlich wurde: ein famoser Abend, ein 45 minütiger Apokalyptischer Ritt durch die Dunkelheit.
Alles war so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Minimalistischstes blaues und rotes Bühnenlicht, abgesehen von zwei grellleuchtenden Xen, die direkte meine Augen blendeten, also eher zarte Lichtquellen, Nebel und vier schwarzgekleidete Bühnenkids, die unbeeindruckt und leicht schüchtern ihre Songs spielten. Gute 50 Minuten lang. Voll konzentriert, losgelöst von jeglichem Publikumstreiben. Eine musikalisch einwandfreie Darbietung, in der sogar die auf YouTube eher fürchterlich klingende Womack & Womack Coverversion „Teardrops“ zu überzeugen wusste.
Was mir auffiel: Der The xx Livesound bzw. die Liveumsetzung war brillant. Fluffiger, äähh der falsche Ausdruck für cooles Wavezeugs, also energetischer klangen die minimalistisch konzipierten Songs, egal ob sie „Crystalized“ oder „Heart skipped a beat“ heißen. Wer braucht da noch ein Schlagzeug, wenn er ein so wuchtiges Keyboard sein eigen nennt, das bei „Stars“ die Boxen und die Aluverkleidung der Versorgungsrohre zum knarzenden Dröhnen brachte, das einen zusammenzucken ließ. (Zumindest wenn man direkt an einer der großen Boxen am Bühnenrand stand).
Der aneinander vorbeilaufende Duettgesang von Romy Madley Croft und Oliver Sim war hervorragend aufeinander abgestimmt, die Einsätze passten und zusammen mit Jamie Smith und Baria Qureshi, die zeitweise etwas verloren wirkte, harmonierten sie prächtig.
Und so wurde das Debütalbum in schöner Reihenfolge zelebriert, einzig „Crystalised“ und „VCR“ tauschten die Plätze. Als dreizehntes Stück kam „Teardrops“ ins Spiel.
Als „Night Time“ verklang war klar, das Ende des Konzertes ist nah. Das abschließende „Stars“ stahl nochmals allem die Show und war das erhoffte grandiose Finale. Und so wie die vier im stockdunkeln auf die Bühne gekommen sind, so verschwanden sie auch wieder.
Es waren sehr intensive 50 Minuten.
Leider haben sie nicht ihr Cover des The Source Songs „You got the love“ gespielt. Das wäre das i-Tüpfelchen geworden.
Noch zwei Sätze zur Vorgruppe, die mir überaus gut gefiel. Holly Miranda hieß die Dame, die sich zur Verstärkung einen Co-Musiker mitgebracht hat. Das Duo aus den USA (Brooklyn/Detroit/Tennessee) entzückte durch zweifaches Gitarrenspiel, einer Schelle und wechselweise verzerrtem/ nicht verzerrtem Gesang. Zeitweise erinnerte mich das stark an Mazzy Star bzw. Hope Sandoval. Auf ihrer MySpace Seite gibt Holly Miranda gewichtige Singer/Songwriter und Bands wie Sparklehorse, David Byrne, Jeff Buckley, Radiohead oder TV on the Radio als Einflußgrössen an, zuvor genannte Hope Sandoval fehlt dort allerdings.
Oh, jetzt sind es doch vier Sätze geworden.
Diesen Herbst macht Doc Martens tragen wieder Spaß!!!

Setlist:
01: Intro
02: Crystalized
03: VCR
04: Islands
05: Heart skipped a beat
06: Fantasy
07: Shelter
08: Basic space
09: Teardrops
10: Infinity
11: Night time
12: Stars

Multimedia:
Fotos: frank@flickr

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