Ort: MTC, Köln
Vorband:

The pains of being pure at heart - Köln, 22.02.2011

Einfach toll, diese beschwingten, luftig launischen Gitarren!
Vor einigen Monaten sah ich die Band zum letzten Mal und es war ein kurzweiliger Abend. Beim erneuten Aufeinandertreffen stehen die Chancen also gar nicht mal so schlecht, dass es mir wiederum warm ums Herz werden könnte.
Das wäre auch angebracht, denn die winterlichen Temperaturen an diesem Abend ziehen mir kalt die Beine hoch. Es ist zugig auf dem Bahnsteig. Ich spüre den Winter, abstruse Schmerzen verspüre ich jedoch noch nicht.
So ist das nun mal im Februar, wenn es draußen dunkel ist und man gerade die heimische Wohnung verlassen hat. Eigentlich wäre es auch toll wieder umzudrehen, um es sich auf der Couch gemütlich zu machen und die zweite Staffel Veronica Mars – eine sehr unterschätzte Serie – zu Ende zu schauen.
Aber das kann ich auch noch morgen, und so füge ich mich klaglos in mein selbst gewähltes Schicksal und fahre nach Köln. Wohin auch sonst? Mit dem Taxi nach Paris wäre zu teuer und zu weit.
Und was soll ich da? The pains of being pure at heart spielen im MTC, nicht in irgendeinem Pariser Amüsierklub.
Konzert also? Ja, schon wieder.
The pains of being pure at heart? Ja, schon wieder.
Kip und Co. könnte ich jeden dritten Tag sehen und so stand es natürlich außer Frage, ihnen erneut einen Besuch abzustatten. Der oben erwähnte Grund des guten Novemberkonzerts tat ein Übriges.
Nachdem sie beim letzten Mal eine Querstraße weiter auftraten, gastieren sie im Februar 2011 im kleineren, speckigeren Kellerklub namens MTC. Ein guter Ort für solche Bands, wie sich später zeigen sollte.Ach, was soll ich schreiben, es war grandios!
Die New Yorker spielten eine ganze Reihe neuer Songs und das Beste aus ihren bisherigen Veröffentlichungen. Doch selbst wenn sie Barry Manilow Coverversionen gespielt hätten, wäre es ein toller Abend geworden.
Es war eines dieser Konzerte, von denen man sich im Vorfeld einiges verspricht, die dann aber tatsächlich alles noch viel besser machen.
The pains of being pure at heart gehören zu den Bands, die in kleinen Klubs am besten funktionieren. Wo die Decken niedrig sind und einen die Boxen auf Augenhöhe gegenüberstehen fühlt sich ihr Twee Pop am besten an. Diese Band braucht Enge und Lautstärke, ganz klar. Das MTC bietet das, und da der Laden auch sehr gut besucht schien, waren alle Zutaten bereitgestellt. Das Essen konnte also beginnen.

Eine Vorspeise blieb aus. Um halb zehn betraten Peggy Wang, Kip Berman, Alex Naidus
Kurt Feldman und Christoph Hocheim zum ersten Mal die Bühne. Allerdings aus dem Zuschauerbereich heraus und mit direktem Zug zum Backstageraum. Sie kamen scheinbar gerade vom Abendbrot und wir richteten uns auf einen etwas späteren Konzertbeginn ein. Denn nach Konzert sahen sie noch nicht aus. Dass das aber gar nicht so lange auf sich warten ließ, war ein erstes Kreuzchen auf der Habenseite. Nachdem noch einige Kabel hin- und hergestöpselt wurden, die Setlist verteilt war und das 12er Pack Mineralwasser vor unseren Füssen platziert wurde, betraten die fünf erneut die Bühne.
10 vor zehn und ich dachte noch, oh, passt gut. Dann schaffe ich es anschließend noch gemütlich zur Bahn, denn The pains of being pure at heart sind bekannt für Konzerte unter der 60 Minuten Grenze.
Unser Blick auf die Setlist ließ dies auch für diesen Abend vermuten. 16 Songs gleich fünfzig Minuten gleich kurz vor elf Feierabend.
Dass diese Gleichung nicht aufging und ich mich doch noch abhetzen musste, lag an dem sich – verdammt noch mal – zur Perfektion aufplusternden Abend.
Zwei neue Songs leiteten ihn ein. Wer es nicht gewusst hätte, hätte es kaum bemerkt. Nahtlos wie Nichts fügten sich diese ersten Livevorboten des bald erscheinenden Albums „Belong“ in das bisherige Werk ein. Sie haben ihren Stil nicht geändert, bleiben den bekannten Melodien treu und zeigen trotzdem keinen Stillstand. Nur kurz unterbrochen von „This love is fucking right“ ging es weiter auf Entdeckungstour. Eine Handvoll neuer Stücke folgte im Schema der ersten beiden bevor mit dem bereits veröffentlichten „Heart in your heartbreak“ und den Evergreens „Come Saturday“ und „Young adult friction“ das wuchtige Finale eingeläutet wurde.
Der Enthusiasmus des MTC ist zu diesem Zeitpunkt schon voll auf die Band übergesprungen. In keiner Sekunde ist das Konzert mit dem von vor einem halben Jahr zu vergleichen. Es ist um Klassen besser. Nach der geplanten Zugabe von drei Songs ist der Abend daher noch nicht zu Ende. Kip Berman kommt nochmals auf die Bühne zurück, brabbelt etwas von „bester Abend der Tour bisher und zukünftig“ und spielt alleine „Contender“. Es wird der leiseste Song des Abends und offenbart zum einzigen Mal die kleinen stimmlichen und gesanglichen Limitierungen des Frontmanns. Die sind aber geschenkt, in dieser Hinsicht gibt es größere Vorbilder. Mit „Say no to love“ endet schlussendlich nach guten 80 Minuten dieses hervorragende Konzert.
Neun neue Songs haben The pains of being pure at heart gespielt und damit einen guten Einblick in das bald erscheinende zweite Album gegeben. Und nachdem, was ich an diesem Abend gehört habe, wird es ein gutes Album.

Multimedia:
Fotos: frank@flickr

Kontextkonzerte:
The pains of being pure at heart – Köln, 28.11.2010
The pains of being pure at heart – Köln, 05.06.2009

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