Ort: Botanique, Brüssel und Luxor,Köln
Vorband: Zeus

Stars,Konzertbericht,Review,Setlist

Stars,Konzertbericht,Review,Setlist

Brussels is always an option.
Als sich die kanadischen Stars für Dezember im näheren Dunstkreis der Voreifel ankündigten, war aus einer Idee rasch der Plan entwachsen, ihr Brüsseler Konzert mit einem wochenendlichen Kurztrip zu verbinden. Es ist ein Katzensprung in die belgische Hauptstadt, der Zug braucht keine 2 Stunden, die Geschäftshotels im Norden der Stadt an Samstagen und Sonntagen sehr erschwinglich und die Botanique einer der besten Konzertorte Europas.
Also wenig, was dagegen sprach. Und vieles sprach dafür. Die Stars gehören zu meinen uneingeschränkten Lieblingsbands. Ich mag die Kanadier, sie sind so normal, sie haben so schöne Melodien und der zwei-Personengesang von Amy Millan und Torquil Campbell gibt den Stars die gewisse Besonderheit, die sie von vielen anderen Bands unterscheidet und sie aus dem Pool der Indiepopbands herausragen lässt.
Was haben sie nicht schon für Hits geschrieben, „Your ex-lover is dead“, „My favorite book“, „The night stars here“ um mal die größten zu nennen. Eigentlich könnte ich hier noch 40 weitere Songs aufzählen. Im Sommer erschien The north, ihr aktuelles Album. Wie andere auch war ich beim ersten Durchhören etwas enttäuscht. Wo war der Ohrwurm? Wo waren die auf Anhieb funktionierenden Songs? The north hatte all die nicht. Oder aber ich fand sie nicht.
Es schien die schwächste Platte der Stars seit langem zu sein. Nun gut, immer Champions League ist auch für die besten schwierig.

Nichtsdestotrotz waren ihre Konzerte in Köln und Brüssel natürlich gesetzt. Stars Konzerte sind immer interessant. Auf dieser Tour schien es jedoch nicht sonderlich gut zu laufen. Die Säle waren kleiner und dennoch nicht voll. Sind die guten Jahre vorbei? Auch der große Saal der Botanique war nur gut zur Hälfte gefüllt. Die Stars in einer Publikumskrise. Die Stars sind durch, wie man so sagt.
Dass sie sich mittlerweile mit weniger Publikum arrangiert haben, zeigt die sarkastische Ansage Torquil Campbells am Montag in Köln.

Wir dachten es kämen nur 45 Zuschauer.

Das Luxor ist sehr gut gefüllt, auch wir sind davon überrascht, haben wir doch eine ähnliche Hochrechnung aufgestellt wie der Stars Sänger.
In den aktuellen Tourkonzertberichten erkenne ich nicht mehr den Glamour eines Terminal 5 Konzertes vor zwei Jahren, nicht mehr die Freude über einen Auftritt im vollen Gloria. Es scheint auch in der Band nicht so ganz zu passen. Der ewige Schwelbrand um Torquil Campbell scheint sich verfestigt zu haben. In Brüssel kam es mir so vor, als würde er von seinen Bandkollegen links liegengelassen. Schaute er während der Songs in die Richtung einer seiner Mitmusiker, wurde der Blickkontakt abgelehnt. Ich bilde mir ein, dass es nicht nur zufällig so war, aber wie so oft ist es wahrscheinlich gar nicht so, wie ich mir das zurechtlege. Ich kann gut überinterpretieren.
„Ageless beauty“ spielen sie früh (sowohl in Brüssel als auch in Köln), und ich denke, ‚Mann, seit ihr gealtert.‘ Es war das erste kleine Highlight der Konzerte, das erste Ausrufezeichen. Mit „Ageless beauty“ fing damals bei mir alles an, ich entdeckte die Stars und es war lange Zeit eines meiner wichtigsten Lieblingslieder. Mittlerweile ist „Your ex-lover is dead“ mein Stars-Favorit. Auch dieses war in ihrer Brüssel und Köln Setlist vertreten, gut so. Was an beiden Abenden fehlte (und auch in Dallas – die Brüssel-Setlist hatte in der Kopfzeile einen Dallas Konzertaufdruck) war „The night starts here“. Stände das auf dem Plan, es wären zwei perfekte Abende geworden. So waren es nur zwei gute.
Ich kann nicht sagen, welcher Abend der bessere war. Beide hatten ihre guten Seiten. In Brüssel schienen die Stars bzw. Sänger Torquil redseliger als in Köln, dafür war Amy Millan völlig abwesend; in Köln dagegen ist sie die agilere von beiden. Was Glühwein so alles anstellen kann. Eine leichtes Beschwipst sein ist ihr anzusehen, auch traf sie gerade zu Beginn nicht alle Töne. Das fiel sogar mir extrem unmusikalischem Menschen auf. Aber sowas stört mich nicht, ein sauberes Instrumentenspiel oder ein lupenreiner Gesang sind für mich nicht ausschlaggebende Kriterien für ein gutes oder schlechtes Konzert. Für sowas gibt’s CDs und Platten.
Also musikalisch in der Botanique der bessere Auftritt? Ja.
Und der unterhaltsamere in Köln? Auch ja.
Im Programm haben sie viele Stücke vom neuen Album. Und was soll ich sagen, live entwickeln diese ein Potential, das ich bisher nicht erkannt habe. Das tolle „The 400“, was war das für ein grandioser Abschluss in Brüssel. Wieso muss ich erst vor einer Bühne stehen, um zu merken, wie wunderbar dieser Song ist? Manchmal ist es komisch. Über „Relativity“ könnte ich ähnliches sagen, oder über „The north“.
So sind die vermeidlich schlechteren The north Sachen nicht Lückenfüller für die großen Hits. Denn dann wären die Lücken sehr groß geworden, es ist nämlich nicht ein Best-of Event, sondern wie angekündigt eine The north Tour. Vier große Hits spielen sie trotzdem, alle drei bis vier Songs einen: „Ageless“, „ex-lover“, „Dead hearts“, „Riot“. Es sind nicht wirklich zu wenige, auch wenn ich viele Songs sehr gerne erneut gehört hätte.
Es waren zwei schöne Abende und ein guter Konzertabschluss für das Jahr 2012.

Über die Vorband Zeus möchte ich nur zwei Dinge sagen: 70er Jahre Retro hat ein neuen Namen und Genesis.

Setlist:
01:The theory of Relativity
02: Fixed
03: A Song is a weapon
04: Ageless beauty
05: The North
06: We don’t want your body
07: Through the mines
08: Midnight coward
09: Your ex-Lover is dead
10: Backlines
11: Do you want to die together?
12: Soft Revolution
13: Changes
14: Dead Hearts
15: Elevator love letter
16: Progress
17: Hold on when you get love and let go when you give it
18: Take me to the Riot
19: Walls
Zugabe:
21: The 400

Kontextkonzerte:
Stars – New York, 24.09.2010
Stars – Köln, 09.09.2010
Stars – Köln, 11.02.2008
Stars – Köln, 27.09.2007

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