Ort: King Georg, Köln
Vorband:

Shonen Knife

Am Ende blieb nur die in Kanji geschriebene Setlist.
Osaka Rock City. Das ist nicht nur ein Song der aktuellen Shonen Knife Albums „Pop tune“ sondern war irgendwie auch das Motto des gestrigen Abends im King Georg. Shonen Knife zelebrierten dort eine Stunde lang ihren landläufig bekannten PowerPop oder PunkPop, wie immer man es nennen möchte.
Die japanischen Shonen Knife sind eine große alte Rockinstitution. Seit 1981 existiert die Band um Naoko Yamano. Von der Urbesetzung ist die Gitarristen und Sängerin noch die einzige, die aktuell mit dabei ist. Bassistin Ritsuko Taneda und Schlagzeugerin Emi Morimoto komplettieren erst seit einigen Jahren das Trio. Bekannt wurde die Band Ende der 80er, Anfang der 90er, als sie, auch protegiert von Sonic Youth, mit ihrem Ramones-esken Gitarren irgendwie in die Zeit passte. In den USA und natürlich in Japan waren sie groß. Oder sie sind es immer noch, das weiß ich nicht.
Ich hatte mich seinerzeit eher wenig für die Japanerinnen begeistert, ebenso wenig wie ich mich für die Ramones grösser begeistern konnte. Abseits der bekannten Hits blieben mir die Ramones verschlossen, ihren PowerPunkRock fand ich zwar schön und nett, aber um intensiver in ihr Gesamtwerk einzudringen reichte es einfach nicht. Und es schien mir nicht notwendig, da ich in der Indiedisco alle naselang „Blitzkrieg Bob“, Pet sematary“ oder „Sheena is a punk roker“ hörte. Das war mir genug, auf zweieinhalb Minuten Songs und eine Minute Suppen stand ich seinerzeit nicht so. Die Ramones gehören zu Shonen Knife wie Miso Suppe zum Frühstücksbuffet in japanischen Hotels. Live haben sie immer ein Ramones Cover im Programm, im King Georg war es „Roch’n’Roll Highschool“. Ja, Shonen Knife sind große Ramones Fans. Vor 2 Jahren nahmen sie ein komplettes Ramones Cover Album auf und würdigen darauf ihre Helden in ausgiebiger Art und Weise. Nun denn, warum auch nicht.Es war mein erster Besuch in der ehemaligen Tanzbar.
Der Laden ist kein normaler Konzertklub, er ist schlicht anders. Die Bühne, quatsch, der Bereich, in dem die Instrumente aufgebaut sind, ist mitten im Raum, zu den umliegenden Sitzecken und Stehbereiche sogar leicht abgesenkt. So sieht man, wen man spät in den Laden kommt, sicherlich nichts. Wenn man sich also richtigerweise dazu entscheidet, früh vor Ort zu sein, klappt es zwar mit einem guten Platz, man muss sich jedoch der stetig steigenden Wärme länger aussetzen, als es einem vielleicht lieb ist. In Sommermonaten muss es im King Georg gruselg warm sein. Also, Sichtweise eingeschränkt, Luftzufuhr arg bescheiden, aber wunderschönes Ambiente. Das ist der besondere Charme des King Georgs. Die Holzvertäfelung an den Wänden und die braunen Ledersitzecken haben sicher schon viel erlebt und gesehen, seit einigen Jahren sehen sie bemerkenswerte Konzerte und Bands. Ohne Zweifel hat das King Georg das Livemusikangebot Kölns enorm bereichert, mit besserer Klimatisierung und weniger Besucherkapazität wäre es ein ganz hervorragender und spezieller Konzertort. Ohne dies ist es nur ein hervorragender und atmosphärisch besonderer Konzertort.
Zum Glück war es gestern nicht so warm wie noch vor einer Woche, so waren die 2 Stunden Aufenthalt sehr erträglich. (In Begleitung eines erfahrenen King Georg Besuchers war ich pünktlich um acht vor Ort). Vorgestern wären wir auch doppelt angeschmiert gewesen, wenn wir zu spät aufgelaufen wären. Nicht nur schlechte Stehpositionen, sondern auch null Sicht auf die Band. Alle drei Shonen Knife‘s sind von eher kleiner Statur, für weiter hinten stehende eine Unmöglichkeit, ein oder zwei Gesichter der Band zu erhaschen. Umgekehrt fragte ich mich zwischendurch, wie es sein mag, auf eine Wand von Oberkörper zu gucken.

Nach zwanzig Minuten hatte ich gefühlt schon 30 Songs gehört. Shonen Knife fackeln nicht lange und rauschen durch ihre eh schon kürzeren Songs. Das mir nervige an dieser Art Punkpop ist, dass alle Songs dabei irgendwie gleich klingen. Es gibt wenig Abwechslung, es ist wie bei Bad Religion. Und es ist natürlich Unsinn. Aber nach einer halben Stunde war für mich ein bisschen die Luft raus. Der PowerPunkPop bekam Längen, und wieder einmal musste ich feststellen, ich kann so was einfach nicht länger als eine halbe Stunde am Stück hören, ohne dass bei mir eine gewisse Sättigung einsetzt. Das ist jedoch meine Schuld und liegt nicht an der Band. Die kann ja nichts für meinen Musikgeschmack.
Denn Shonen Knife waren gut. Lustig, wie sie immer in Cheerleader Manier ihre Hände in den Himmel reckten und dazu irgendwas mit „rock“ riefen. Lustig auch ihre Fanschal ähnlichen Handtücher, die sie zu Beginn und Ende des Konzertes in die Höhe hielten.
„Konnichiwa“ vom 98er Album „Happy hour“ hiess dazu passenderweise der Soundtrack. Zwar spielten sich die drei spielen sich an diesem Abend durch die letzten Alben, vernachlässigen aber alte Schinken keineswegs. So waren vom 1992 Majordebüt waren „Let’s knife“. „Flying jelly attack”, “Twisted Barbie”, “I am a cat” Teil der Setlist.
Musikalisch sind Shonen Knife über die Jahre nicht gealtert. „Pop tune“ oder „Osaka Rock city“ könnten auch vor Jahren geschrieben worden sein, „Banana chips“ genauso gut erst vor zwei Jahren anstatt vor 32. PopPunk ist da sehr zeitlos. Das alles klingt sehr catchy und ist auf eine so sympathischer Art und Weise schön, dass sich der Abend wie Bubblegum anfühlt. Oh ja, das Konzert war ein gutes. Nächste Woche bräuchte ich das zwar nicht erneut, aber wenn Shonen Knife nochmal in der Stadt sein sollten, werde ich wieder hingehen.
Als Zugabe dann ein weiteres Cover. Der alte Carpenters Gassenhauer „Top oft he world“. Großartig! Shonen Knife mögen die richtigen Bands. Jeder sollte sich unbedingt ihre unzähligen Cover auf youtube ansehen.

„Banana chips for you! Banana chips for me! In the afternoon, banana chips and tea.“

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