Ort: Tours & Taxis, Brüssel
Bands: dEUS, Girls in Hawaii, Milky Chance, Champs, Melanie de Biasio, The Spectors

Girls in Hawaii

Mein eigentlicher und einziger Grund, das PIAS Nites Festival am Samstagabend zu besuchen, hieß dEUS. Dass sich darüber hinaus die Möglichkeit ergab, Girls in Hawaii ein zweites Mal innerhalb kürzester Zeit live zu sehen, war schön. Ebenso die Chance, mir ein Bild von den deutschen youtube-Schönheiten Milky Chance machen zu können und die viel spannenderen Bands Champs, The Spectors und Melanie de Biasio zu entdecken. Aber das waren zu Beginn des Ausflugs nur geplante Randerscheinungen, dass sich das ganze dann im Laufe des Abends zu einem runden Bild zusammensetzen sollte, war toll und kam für mich eher überraschend.
Ja, es war ein rundum schöner Abend in der alten Fabrikanlage Tours & Taxis, irgendwo im Brüsseler Norden. Der 1903 nach den Plänen des Architekten Van Humbeek im Herzen von Brüssel, am Ufer des Kanals in typisch industrieller Architektur erbaute Gebäudekomplex Tour & Taxis wird heute als Veranstaltungszentrum genutzt. Das einst als Warenumschlagsplatz genutzte Gebäudeensemble mit seiner charmanten Backstein-, Glas und Eisenarchitektur wird heute hauptsächlich für Messen, Ausstellungen und Events genutzt. In zwei Shedhallen und einer Verbindungshalle, in der Essen und Getränkestände aufgebaut waren, spielten die Bands nacheinander ihre Konzerte. Das war klug durchdacht, denn so verpasste ioh nichts. War in der einen Halle das Konzert zu Ende, ging es einfach in die andere. Unkomplizierter geht das nicht, und die Fassungsvermögen der beiden Hallen ließen auch den Wechsel problemlos und ohne anstehen und/oder nicht mehr hineinkommen, zu. Als Alleinreisender hatte ich so nie Langweile zwischen den Auftritten. Es gab immer was zu sehen und zu hören.

The Spectors eröffneten für mich den Abend. Im letzten Jahr waren sie das Vorprogramm für My bloody Valentine im Brüsseler AB. Musikalisch wollkommen logisch, denn das, was ich von der belgischen Band aus Brügge hörte, klang sehr artverwandt: Dreampop, Shoegaze. Mazzy Star und andere lassen grüßen. Ihre erste Single heißt passenderweise „Nico“ und ist eine Hommage an die Sängerin und Femme fatale Christa Päffgen. Eine erste EP ist für März vorgesehen. Bitte googlen.


Champs haben schon ein Album vorgelegt (Down like Gold) und sind damit einen Schritt weiter als Spectors. Die Band aus England um die beiden Sänger Michael und David Champion macht ruhigen Pop zwischen Mumford & Sons und Athlete. Am 15.11. des letzten Jahres waren sie im Guardian die ’new Band oft he day‘.

Champs – two brothers from the Isle of Wight – make breezily melodic folk-pop that belies the sadness of the sentiments expressed in their songs. They recorded their debut album of heartbreak ballads Down Like Gold – due out in early 2014, perfectly timed to coincide with break-up season – in the Victorian seaside resort of Ventnor. We’ve never been there, but we can just imagine: is there anything sadder than the seaside in winter? „There’s a lot of weird history there – there were a lot of smugglers,“ says Michael Champion, responsible for 50 percent of the tremulous harmonies and creeping melancholy. „It has an atmosphere. Ventnor is its own strange little world and the people that live there are almost a different kind of breed of humans.“ „It’s got soul,“ adds his brother David. „There’s always loads of interesting people there, just roaming about. It’s not uncommon to see heavily bearded people carrying around huge bags of compost.“

Klang vielversprechend, auch wenn es nicht hundertprozentig meine Lieblingsmusik ist. Aber ich hatte das Gefühl, sie sind gut.


Melanie De Biasio
Jedes Festival hat seine Überraschungsbonbons, die PIAS Nites hatten Melanie De Biasio. Wie bei den anderen zuvor, hatte ich auch hier keine zeitliche Gelegenheit, vorab in den ein oder anderen Song der Belgierin hineinzuhören.

De Biasio’s warm, dark, and sultry voice blends the rhythmic incantatory feeling of Nina Simone with shades of Sade and even echoes of the Velvet Underground. Low in volume and high in seductive impact, it’s when the tempo crawls and forms are distended that she generates her most powerfully absorbing atmospheres.

Was auf der PIAS Homepage stand, klang schon mal spannend. Und die ersten Töne in der kleinen Shedhalle waren es auch.
Jazz ist die Grundstimmung der Songs, die für diesen PIAS Ort eindeutig zu leise sind. Es scheppert gewaltig aus dem hinteren Bereich der Halle, der Lärm des Publikums ist enorm hoch und zerstört viel von der Atmosphäre, die die einzelnen Glühlampen und sphärischen Lichtinstallationen auf der Bühne verteilen. Das war sehr schade, aber Gott sei Dank ließ sich die Band um Pianist Pascal Mohy, Keyboarder Pascal Paulus und Schlagzeuger Dre Pallemaerts davon nicht aus der Ruhe bringen. Zumindest äußerlich gab es keine Anzeichen, dass die Musiker ob des Lärms genervt waren. Das Konzert beeindruckte mich sehr, und ich kann mir vorstellen, um wie viel schöner es noch sein muss, es in einem ruhigen Konzertsaal zu erleben. Die Musik von Melanie De Biasio finde ich irgendwo zwischen Anna Calvi und Poliça, ihr zweites Album No deal wird im Internet mit den ersten beiden Alben Portisheads verglichen. Wie dem auch sei, der Auftritt der Belgierin war schön.


Milky Chance

Eén zomerhit maakt de lente niet
In Duitsland, Oostenrijk, Zwitserland en Tsjechië was ‚Stolen Dance‘ dé zomerhit van 2013. Bijna zeventien miljoen keer werd die song inmiddels aangeklikt op YouTube: een faux-reggae deuntje dat aansluiting vindt bij de nostalgische folkpop van one-hit-wonder Asaf Avidan. Aanstichters van zoveel seizoensvreugde bleek het Duitse duo Milky Chance. Clemens Rehbein en Philipp Dausch zijn twee schoolvrienden uit Kassel, die met dit vederlichte popdeuntje helaas een zelfde lot beschoren lijken als Avidan. (www.demorgen.be)

Mehr gibt es da von mir nicht hinzuzufügen. Es war dünn.


Girls in Hawaii
Sie sind in Belgien sicher ähnlich groß wie dEUS und füllten die große Shedhalle erstmals an diesem Abend richtig aus. Ich hatte die Belgier um die Brüder Brice und Lionel Vancauwenberghe erst neulich im Kölner Gebäude 9 gesehen, daher hier nur der Verweis auf dieses Konzert. Im Tour & Taxis war es ähnlich dynamisch und melodiös. Schön fand ich die Kombination von „Switzerland“ und „Misses“ hintereinander weg. Das klang gut und kam gut an. Als Zugabe wurde noch schnell das tolle und ruppige „Flavor“ hinterhergeschoben.
Setlist:
Wars / Not dead / The fog / Time to forgive the Winter / Changes will be lost / Found in the ground / Connection / Misses / Switzerland / Rorschach / Birthday call / Fields of Gold / Flavor


dEUS
Zu den Headlinern des PIAS Samstages hatte ich schon alles gesagt. Im vorherigen Post, hier. Es war grandios.

dEUS

Kontextkonzerte:
dEUS – PIAS Nites Festival Brüssel, 15.03.2014

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