1645 begründete Oliver Cromwell die New Model Army. Sie war war im englischen Bürgerkrieg (1642 bis 1649) auf der Seite des Parlaments aufgestellt, und Oliver Cromwell befehligte die Reiterschaft der New Model Army, die sogenannten Ironsides.
1980 gründete Justin Sullivan die Band New Model Army. New Model Army wurden im Laufe der 80er Jahre zu der politischen Band ihrer Tage. Ihre Songs waren textlich gefüllt mit den Problemen Englands der 1980er, wie dem Falklandkrieg und dem wirtschaftlichen Stadt-Land-Gefälle. Gegen Ende der 80iger waren sie Headliner jedes grösseren und kleineren Festivals und auf den Konzertbühnen gefühlt allgegenwärtig. Es verging scheinbar kein Tag ohne ein New Model Army Konzert irgendwo in Europa.
Alle Jahre wieder kommen nicht nur das Christkind, sondern kommen auch New Model Army zu Besuch. So auch gestern abend, als sie im Rahmen ihrer mittlerweile traditonsträchtigen Weihnachtstournee mal wieder das Palladium füllten. Und zwar von vorn bis ganz hinten, und somit mehr Leute aus der warmen Wohnung lockten als seinerzeit Interpol. Was doch überraschend ist, denn, wenn man ehrlich ist, ist seit guten 20 Jahren die Zeit der New Model Army vorbei. Damals, Ende der 80er, als sie mit „Thunder und Consolation“ und „Impurity“ zwei Wahnsinnsalben in Folge veröffentlichten, fehlten sie auf keiner grossen Festivalbühne. Und alle durften und konnten mitfühlen bei den politisch geprägten Texten wie „51st state“ oder den melancholisch angehauchten „Green and Grey“, was so gut den Nerv der damaligen (nicht nur) englischen Gefühlslage traf. Und alle konnten so wütend sein wie Justin Sullivan und die Faust ballen und schreien: „Don’t ask any more stupid questions.“
Und 20 Jahre später? Sie sind immer noch da. New Model Army und die Fans von damals. Und sie feiern immer noch gemeinsam. Und sie ballen immer noch die Fäuste und singen lauthals mit. Aber so richtig passt es eigentlich nicht mehr zusammen. man kommt sich vor wie auf einem zwanzigjährigem Klassentreffen, für 2 Stunden nochmal zurück zu den alten Zeiten. Als ob die Zeit stehenblieb.
Müssig zu erwähnen das die neuen Stücke von New Model Army eher wohlwollend als enthusiastisch aufgenommen wurden. Die mochte man nicht hören, deswegen ist man nicht hier. „51st state“, „Vagabounds“, „Green and Grey“, „Get me out“, „Love the world“ und wie sie alle heissen stehen auf dem Wunschzettel.
Einiges kommt, anderes nicht. Überraschenderweise auf der Liste: Vagabounds. Das wurde selbst beim 2000 Doppelkonzert aussen vor gelassen. Und ich hab es schon bestimmt 10 Jahre nicht mehr gehört. Sehr schön.
Nach guten 140 Minuten ist dieser Konzertabend vorbei. New Model Army entlassen uns nach der dritten Zugabe wie immer mit „Love the world“ in den kalten Dezemberabend.
Als Vorband spielten heute Therapy?. Kennt die noch jemand? Therapy? – mit Ypsilon – spielen Knüppelgitarrenrock der übleren Sorte, den man heute nicht mehr hören möchte. Songs wie „Diane“ oder „Nowhere“ oder „Die laughing“ stehen für ihre Zeit, sind aber irgendwie durch. Therapy? passten historisch sehr gut zum Motte des Abends. Daher eine gute Vorbandwahl. Zum Schluss ihres Sets spielten sie noch Joy Divisions „Isolation“ so dermassen vercovert, das man sich ein Ende herbeiwünschte. Vom Publikum gab es Höflichkeitsapplaus, als sie nach einer Stunde die Bühne verliessen. Hier und da spürte man auch ein bischen Erleichterung.
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