Ort: Schauspiel Köln, Köln
Vorband: May

Let'S eat GrandmaWas hat mich da nur geritten? Nach drei anstrengenden und schönen Konzertausflügen in den letzten sechs Tagen bin ich eigentlich viel zu müde, um an diesem Abend ins Schauspiel Köln zu fahren. Hinzu kommt, dass ich die Band Let’s eat Grandma nur so halb kenne.
Ich erinnere mich, dass Let’s eat Grandma auf meiner letztjährigen Primavera- und Reeperbahnfestivalliste standen, ich aber seinerzeit die beiden Teenies aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen (wahrscheinlich Müdigkeit) verpasst habe. Daran dachte ich, als ich vor Wochen den Ankündigungstermin ihres Kölner Gigs über das Internet wahrnahm. Was ich nicht bedachte war, dass um diesen Freitag herum beneluxische Ausflugsfahrten anstanden. Tags zuvor zu Josh Rouse, tags drauf zum Out of the crowd Festival. So war mein Plan. Lange Schreibe kurzer Sinn: der Termin passte mir nicht so recht ins Konzept. Aber bekanntlich vergeht die Müdigkeit und Trägheit ja vor einer Bühne, und da das Debütalbum I, Gemini (das zweite Album I’m all ears erscheint in Bälde) sehr wohl interessant klingt und die Aussicht auf Bestuhlung im Schauspiel Köln gegeben war, war Faulheit keine Option.

Let’s eat Grandma sind eine relativ junge Band. Sowohl altersmäßig als auch altersmäßig. 5 Jahre gibt es Let’s eat Grandma und Rosa Walton und Jenny Hollingworth, die beiden Protagonistinnen, sind gerade mal volljährig. In ihr Debütalbum I, Gemini hörte ich nachmittags nochmal kurz rein. Ich notierte: musikalisch irgendwo im Intervall zwischen Kate Bush und Elektro-Pop. Gerade „Eat Shiitake Mushrooms“ erinnert mich gesanglich sehr an Kate Bush.

Von wegen sitzen! Manchmal zweifle ich auch an meinem Vorstellungsvermögen. Natürlich fand das Konzert nicht im Saal des Schauspiel Köln statt, sondern im Foyer. In einer Ecke waren die bodentiefen Fenster mit schwarzen Vorhängen abgedeckt, ein Bühnenpodest installiert und ein Foyertisch schnell zur Merchbereich umfunktioniert worden.
Na super! Immerhin war es hier nicht so warm, als dass ich es nicht gemütlich aushalten könnte. Ich schätze 70 Leute tummelten sich im Laufe des Abends im Schauspiel, um sich erst May und dann Let’s eat Grandma anzuschauen. Scheinbar waren doch nicht alle beim Cologne Popfest, von dem ich den ganzen Abend über Fotos zugespielt bekam. Oder anders gesagt, an diesem Freitag gab es noch andere Konzerte außer Indie Pop, die Interessenten anzogen. Mich eingeschlossen. Let’s eat Grandma machen alles andere als Indie Pop. Ich weiß gar nicht, wie ihre Keyboardsongs klassifizieren kann: Vor Ort erinnerten sie mich manchmal an Beach House oder Ladytron. Die Sache mit Kate Bush war live merkwürdigerweise weg.

Vor Let’s eat Grandma spielte May zusammen mit ihrem Keyboarder ein paar Songs. Hängenblieb neben ihrer tollen Stimme ein sehr gelungenes Cover des Moderat Smash Hits „Bad kingdom“. Reduziert klingt das gar nicht mal so schlecht, wie auch der ein oder andere Song des kurzen Sets. Von May könnte man in Zukunft noch etwas mehr hören, die Songs ihrer Debüt-EP haben ein gewisses potential, wie ich finde.

Let’s eat Grandma sind blutjung. Die beiden Mädels genauso wie ihr Schlagzeuger, den sie mit auf Tour haben. Als die drei für eine gute Stunde die Bühne betreten, ist die Ecke des Foyers angenehm gefüllt. Die Keyboardsounds beschallen schnell dominant den Raum und ich beginne mich immer mehr zu fragen, warum ich diese Tanzbeats nachmittags zuhause nicht so deutlich herausgehört habe. Entweder stammen der Großteil der Songs vom noch nicht veröffentlichten zweiten Album oder aber ich bin blöd. Egal, wie auch immer, das Konzert entwickelte sich für mich in eine überraschend tanzbare Veranstaltung. Rosa Walton und Jenny Hollingworth sind Teenager, und so wie sich junge Mädchen auf Oberstufendiscos verhalten, ist das Duo auf der Bühne. Ich sehe eigenwillige Performances und Choreographien, die sich kein Twen ausdenken würde. Angedeutete Schwanentänze wechseln mit headbangen, bei irgendeinem Song liegen beide rücklings auf dem Bühnenboden und machen irgendwas. Aber immer sind da auch diese tollen Songs, die den beiden scheinbar so locker aus den Tasten kommen, dass ich nur staunen kann. Ab und an greifen sie zur E-Gitarre oder Saxophon, als wäre es nichts, während die Keyboards weiter in Endlosschleife dröhnen. All das wirkt so leicht und locker, so erstaunlich routiniert. Ich müßte lügen, wenn ich nicht sagen würde, dass ich sehr angetan war.

Let’s eat Grandma waren an diesem Freitag nicht die schlechteste Idee.

Kontextkonzerte:

Schreibe einen Kommentar