Man wohnt sehr beschaulich rund um Weert, in der Region zwischen Roermond und Eindhoven. Und wenn man nicht aufpasst, ist man schneller in Belgien als man gedacht hat. Die Grenze ist hier nicht existent, es ist ein schöner fließender Übergang zwischen den Niederlanden und Belgien. Sehr europäisch! Oder wie Tom von den Wind Whistles neulich sagte, als wir ihn auf die bisherigen und zukünftigen Tourstationen ansprachen. „We were in Belgium or the Netherlands, äh, i don’t know, well, it’s all the same.“ Nun, im Limburger Land trifft dies sicherlich zu.
K’s Choice, die belgische Indie-Pop-Rock Band der 90er, gab sich nach sechsjähriger Pause die Ehre.
K’s Choice? Ja, kennt garantiert jeder, wer Mitte der 90er in der Post-Grunge-Alternative Disco unterwegs war. „Not an addict“ war seinerzeit im DJ Pflichtprogramm und K’s Choice Masterpiece. Danach kam mit „Cocoon Crash“ ein wunderbares Album und die großen Festivalbühnen. K’s Choice wurden wer und entschieden 2003, eine Pause auf unbestimmte Zeit einzulegen. Mitte des Jahres machte die Botschaft die Runde, die Band um die Geschwister Sarah und Gert Bettens spielte erstmals seit 2003 wieder zusammen beim Dranouter Folkfestival. Kurze Zeit später wurde für einen Tag vorher ein Warm-up oder wie es in Hamont genannt wurde ein try-out Gig angesetzt.
Warum gerade das kleine 15000 Einwohner Örtchen knapp hinter der niederländischen Grenze Austragungsort der Veranstaltung wurde, weiß ich nicht. Der Vorteil für mich lag aber auf der Hand (und wer weiß, vielleicht spielte der Standortvorteil auch in den Bandplanungen eine Rolle). Kurz hinter Roermond gelegen war der belgische Ort für mich in bequemer Autofahrdistanz zu erreichen. Von Köln aus in guten 70 Minuten, uns so sprach nichts dagegen, meine zweit liebste belgische Band in diesem kleinen exklusiven Rahmen zu besuchen.
Und exklusiv war es. Das de Posthoorn stellte sich als mittelgroße Aula heraus. Der Saal war überschaubar klein. Da der hintere Teil mit einer Theke und dem Bandmischpult gut ausgefüllt war, und die Bühne in Festivaldimension den kompletten vorderen Hallenbereich beschlagnahmte, war in der normalerweise knapp 1000 Menschen fassenden Halle nicht mehr allzu viel Platz. Ich schätze das gut 300 Fans im damit ausverkauften de Posthoorn ihren Platz fanden. Und dabei hat der Veranstalter sehr bedacht darauf geachtet, dass die Halle nicht picke-packe voll ist, sondern, gerade auch bei den sehr warmen Temperaturen, angenehm gefüllt blieb, so dass ein bequemes stehen mit ausreichend Freiraum zum Nachbarn möglich war.
Dass Hamont geschickt gewählt war, wurde mir bei einem Blick auf den kleinen Parkplatz mehr als klar. Deutsche, niederländische und belgische Autokennzeichen klebten an den Karossen. Die Zielgruppenregionen wurden perfekt bedient.
So, kleiner Saal = exklusiv.; totales Fotografierverbot = wirkt exklusiv, aber unzeitgemäß.
„No pictures“ stand am Eingang auf diversen DIN A4 Blättern zu lesen. Für mich reicht so ein Hinweis aus, um meine Kamera in der Tasche zu lassen. All die, die das nicht taten, und bereits vor dem Konzert Fotos von sich und der Bühne schossen, wurden durch Crewmitglieder höflich aber bestimmt darauf hingewiesen, dies zu unterlassen. Und auch während des Konzerts schlichen Leute durch die Reihen, die die Fotografierwütigen darauf hinwiesen, ihre Kamera weg zupacken. Es wurde peinlich darauf geachtet, dass kein Bildmaterial aus dem Saal das Licht der Internetwelt erblickt. Halte man davon was man wolle. Ob’s geklappt hat, ich frag mal Flickr und YouTube.
Ein sehr mickriges 90er Jahre Verhalten. Ha, genau wie die Musik, um endlich die Kurve zum wesentlichen zu kriegen.
Was erwartet man von einem try-out oder Comeback- Konzert? Nun, vor allem alle Hits. Richtig. Und die kamen natürlich und fanden in den 80 Minuten Konzert ihren Platz. Um den Exklusivcharakter der Veranstaltung auch musikalisch zu unterstreichen, gab es überdies noch zwei neue Songs, die in Hamont erstmals einem Publikum vorgestellt wurden. Es waren zwei sehr unterschiedliche Stücke. Das erste kam mit einem catchy Keyboard und luftig leichten Gitarrensounds. Sehr schön zum mit swingen und ein eher untypischer K’s Choice Song. „Echo Mountain“ war etwas rockiger und burschikoser, und somit näher an der K’s Choicen Musiktradition.
Beide Stücke machten aber einen guten Eindruck und verstärkten meine Neugierde auf das im nächsten Jahr erscheinende neue Album.
Der Rest war das gute, schöne altbekannte. Sarah, wieder mit raspelkurzen Haaren, und ihre fünf Kollegen hatten sichtlich Spaß am wieder zusammenspielen.
Da auch das Publikum froh war, die Band nach so langer Zeit wieder zu sehen, entwickelte sich das, was sich immer in solchen Momenten einstellt. Ein wunderbarer, stimmungsvoller Abend zwischen Nostalgie und Vorfreude auf mehr. Es war wie ein Wiedersehen mit alten Bekannten.

Setlist:
01. Everything for free
02. Another year
03. Cocon crash
04. Hide
05. No surprises
06. If this isn’t right (NEU)
07. If you’re not scared
08. Almost happy
09. I Will Carry You
10. Daddys Gun
11. My heart
12. Breakfast
13. Butterflies instead
14. Echo mountain (NEU)
15. Believe
16. Not an addict
Zugabe:
17. God In My Bed

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Multimedia:
Archiv: Sarah Bettens – Köln, 09.12.2007
Archiv: Sarah Bettens – Heerlen, 17.11.2008

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Angelastic

    06. If This Isn’t Right (according to the setlist I got from the stage.)

    The setlist for their Dranouter concert was the same but without No Surprises.

    1. frank

      Danke! werde ich sofort ergänzen…

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