.Ort: Musikbunker, Aachen

Ich bin wegen der Vorgruppe hier! So sagt man ab und an, wenn einen die kleinen, feinen, noch der Masse unbekannten Bands mehr interessieren als die vermeidlichen Kassenfüller.
In der Dreierkombi +/- [plus/minus], Loudest Boom Bah Yea und Jersey beeindruckte mich schon beim Kölner Konzert die Berliner Band Jersey. So machte ich mich kurzentschlossen auf den Weg nach Aachen, um Jersey und die nicht weniger eindrucksvollen +/- nochmals zu bewundern. Da über die New Yorker Band schon hier alles gesagt wurde, ist dieser Konzertbereicht der Vorgruppe gewidmet.
Der Musikbunker in Aachen ist ein wahrhaftiger Bunker. Ein gefühltes Labyrinth von unterirdischen Gängen lässt mich in den Konzertsaal gelangen. Ein überschaubarer Raum mit einer überschaubaren Bühne. Es ist kühl hier unter.
Auf der Homepage des Musikbunkers steht als Ankündigung für diesen Abend:
INDIE FESTIVAL+/- ( PLUSMINUS) & JERSEY (w/the notwist).

Jersey mit Notwist? Naja, das klingt irreführend, ist aber halb bzw. zu zweifünftel richtig.
Mit Andreas Haberl und Max Punktezahl tummeln sich zwei Notwister in der Band, die mit Marion Gerth, Noel Rademacher und Florian Zimmer zu Jersey werden. Auch die anderen drei waren bereits anderswo aktiv. Marion Gerth: ehemals Fred is Dead; Noel Rademacher: Noël; und Florian Zimmer: Saroos, iso68.

Jersey (Foto: Christoph)
Jersey (Foto: Christoph)

Eigentlich sind Jersey eine Gitarrenband. Und eigentlich auch nicht.
„Jetzt möchte ich aber wieder mit Computer spielen.“ sagt Gitarrist Max, der auch Gesangsunterstützung bietet, nach dem zweiten Song. Die technischen Problemchen scheinen gelöst, der Rechner neu gebootet. Sanftes geplinkel klopft aus den Boxen.
Jersey machen tollen Indiepop, der vor sanften Computersounds nicht halt macht. Hier und da immer mal wieder ein pfiepsen, pluckern oder knarzen. Und wenn der Name Notwist schon gefallen ist, dann ist er hier erneut zu nennen. Oder Joyzipper, oder die frühen St. Etienne.
Neun Songs spielen Jersey, teils instrumental, teils mit Gesangsunterstützung. Die Setlist ist leider unterwegs verloren gegangen. Wenn Noel singt, dann beherrscht die Stimme die Songs nicht, sie ergänzt sie wohldosiert. Sie kommt sehr entspannt und dezent rüber, ordnet sich unter, funktioniert eher wie ein zusätzliches Instrument.
Der Jersey Sound ist wunderbar! Unaufgeregt, harmonisch, entspannend, zeitgemäß. Nachdem zweiten hören klingen die Songs noch eine Ecke besser, noch interessanter. „Shoeshine“ lässt jeden das Herz aufgehen, 1435 ist ein treibendes Gitarrennstück, und genauso toll.
Ach, es waren alle neun gespielten Songs toll. Und das Album Itinerary ist bestimmt auch gut!

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