Ort: Gebäude 9, Köln
Vorband: Eaux

Für die einen sind es die Stone Roses, für die anderen die Beatles.
Als sich am Samstagabend nach getaner Arbeit die Frage stellte, ob es sich lohnen würde, spontan ins Gebäude 9 zu fahren um die britischen „Newcomer“ Django Django anzuschauen, war die Antwort nach zwei Songs via spotify schnell gefunden. Die klingen nach den Stone Roses, also ja!
Gut, was Freude und Anreiz für den einen sein kann, kann für den anderen wie eine Drohung klingen. An diesem Abend tat es das jedoch nicht und so ging es kurzentschlossen Richtung Gebäude 9. Ausverkauft würde es nie und nimmer sein, das es dann aber doch recht voll war, überraschte mich schon. Django Django laufen doch bei uns unter ganz ferner liefen. Naja, die erste Überraschung dann im Eingangsbereich, das Konzert schien sehr gut besucht zu werden.
Selten parkte ein größerer Bus vor dem Gebäude 9. Der Nightliner war nicht zu übersehen, er war von einer anderen Kategorie als die, die sonst hier parken. Das sind meistens Sprinter oder Kleinbusse. Scheinen ja groß zu sein, diese Django Django, dachte ich im vorbeigehen. Beim Bühnenaufbau bestätigte sich dieser Eindruck. Eine große Videoleinwand im Rücken (die Projektionen funktionierten jedoch leider nicht so ganz), das Tonpult hinten rechts auf der Bühne (hatte ich hier noch nie so erlebt) und gefühlte 10 Roadies kümmerten sich um Instrumente und Handtücher. Großes Programm bereits im Vorfeld.

Django Django waren mir nur ein kleiner Begriff. Im Frühjahr des Jahres, als sie bei uns einen kleinen Hype erfuhren, hörte ich ein, zwei ihrer Songs. Ich mochte jedoch die Westerngitarre nicht, die ich auffallend oft heraushörte. Django, passt ja. Ich weiß noch, wie ich das dachte und mich interessanteren Dingen zuwendete.Von dieser Westerngitarre war live nicht viel zu hören. Gott sei dank möchte ich sagen. Auch die Verwendung von „African sounds and musical fusion“ war live weniger spürbar als aus der Konserve.
Es war alles es sehr tanzbar, sehr britisch, sehr laut und sehr lustig.
Lustig war auf alle Fälle die Oberbekleidung der Band. In einer Art Banduniform waren David Maclean, Vincent Neff, Jimmy Dixon, und Tommy Grace in Hemden mit Sternchen- oder Punktmuster gekleidet. Sie erinnerten mich an diese schwarzen Hemden mit den kleinen weißen peace-Zeichen, die man früher in jedem Brückstrassenladen kaufen konnte.
Tanzbar waren die rumpligen Synthesizer. Viele Samples waren zwar sehr offensichtlich auf altbacken gemacht, das oder sie wirkten jedoch nie peinlich oder nicht-gekonnt.

art-pop basierend auf einer rezeptur, die DIY-charakter, rastlose klangstrukturen sowie wild eingestreute, rhythmische akzente miteinander verbindet. all das, ohne dabei zerfahren oder gar orientierungslos zu wirken. (rote raupe)

Art Pop klingt in meinen Augen gut, es ist aber weniger Art als zu befürchten wäre. Delphic, die ich vor einigen Jahren an gleicher Stelle sah, brachten ein ähnliches Konzertkunstwerk zustande. An diese Hypeband 2009 musste ich öfters denken. Was machen die eigentlich? Ein neues Album wäre mal nicht verkehrt.
Aber zurück zu Django Django. „Hail bob“, der Konzerteröffner, ließ übrigens nur diese zwei Meinungen zu: Beatles oder Stone Roses. Beatles wegen der klassisch wirkenden Songstruktur, Stone Roses wegen der Stimmenähnlichkeit von Sänger Vincent Neff zu Ian Brown. Später kam mir noch die Beta Band

(„Ich werde gleich fünf Platten von der Beta Band verkaufen.“ Klick)

in den Sinn, die ich hier auch noch aufzählen könnte. Und das nicht nur, weil ich bei Wikipedia gelesen habe, dass Django Django eine familiäre Beziehung zu ihr haben: David Maclean ist der Bruder von John Maclean.
Eine gute Stunde spielten Django Django ihr Debütalbum und mussten sich am Ende gar rechtfertigend entschuldigen, dass sie kein Material mehr haben. Bei nur einem Album ist jedoch mehr als eine Stunde Konzert nicht drin, und da sie auf ein Cover verzichteten (das könnte ich ihnen Krumm nehmen) blieb es auch bei der einen Zugabe „Silver rays“.
Nichtsdestotrotz fühlte sich das Gebäude 9 sehr gut unterhalten.

Unterhalten hat es sich eher bei der britischen Vorband Eaux. ‚We are eaux from London‘ stellte Sängerin Sian Ahern sich und ihre beiden Mitstreiter an Bassgitarre/ Keyboard und Keyboard vor. Was anfangs sehr schön und interessant klang, wurde nach drei, vier Songs leider nur noch schön. Eaux, die mich durchaus an die Cocteau Twins oder 10000 Maniacs erinnerten, waren live nicht so überzeugend, als dass ich ihnen gebannt zuhörte. Aber es gilt, die Band weiter im Auge zu haben. Als ich in den letzten Tagen zwei, drei Songs nachhörte, klangen sie um ein vielfaches besser. Meinen Liveeindruck habe ich also schon teilweise revidieren dürfen. Musikalische Eindrücke unter Konzertbedingungen können täuschen.

Kontextkonzerte:
Delphic – Köln, 06.05.2010
Ellie Goulding, Delphic – Essen, 07.05.2010

Multimedia:
flickr Fotos

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