Ort: Gebäude 9, Köln
Vorband:

Django Django

Im Vorgriff auf das Konzert habe ich mir Django Django – das Debütalbum der gleichnamigen Band -auf meinen IPod gezogen, um bei meinen wöchentlichen Joggingrunden im Stadtwald mal wieder „Hail Bop“, „Default“ oder „Storm“ zu hören. Mal wieder deswegen, weil das Album nach einer relativ intensiven aber doch sehr kurzen Hör-Phase vor einigen Jahren im CD Regal verschwand. Abgelegt unter: nett, aber nicht andauernd des Hörens notwendig.
Zwei Dinge sind mir beim ersten Durchlauf von Django Django wieder sofort aufgefallen: Zum einen die doch sehr hohe Hitdichte des Albums und zum anderen das Aufnahmemissgeschick im ersten Teil der Platte. Da ist im Hintergrund das Knarzen eines Mobiltelefons zu hören. Es so eine Art Knarzen, wie man hört, wenn man mit jemandem per Festnetz telefoniert und das danebenliegende Handy des Gegenübers sich regt. Irgendwas mit Physik ist der Grund, elektrowellenbedingte Störimpulse ausgelöst durch irgendwas. Oder Außerirdische. Es muss irgendwo zwischen „Hail Bop“ und „Zumm Zumm“ sein, weil ich das Knarzen immer am Anfang meiner Laufrunde höre. Leider merke ich mir nie die genaue Songminute und den Song.* Wenn das Geräusch bewusst an dieser Stelle aufgenommen sein sollte, wäre das natürlich ganz großes Kino! Glaub‘ ich aber nicht.
Eine Randnotiz.

2012 waren Django Django zuletzt im Gebäude 9. An das Konzert habe ich vorrangig die Erinnerung, dass es laut war und viel Bass hatte. An den Tourbus schon eher, denn selten stand auf dem ehemaligen Industriegelände ein so großes Gefährt.
Auch an diesem Abend sehe ich als erstes einen Tourbus. Auf der Deutz-Mühlheimer versucht er gerade, zwischen Baustellenbaken und halb zugeparkten Einfahrten, zu wenden. Die Straße ist für kurze Zeit blockiert, ich muss etwas warten.
Da sich die Band aber Zeit lässt, bin ich trotz allem pünktlich im Gebäude 9. Es ist überraschend gut besucht, ich war mir über das Publikumsaufkommen im Vorhinein nicht sicher gewesen, wurde das Konzert doch aus dem Gloria an die Deutzer Krim herabverlegt.
Gut, es war voller als gedacht, aber für einen Sonntagabend nicht zu voll. Konzerte am Sonntagabend sind auf den ersten Blick toll, da der Tag vorher frei ist und man nicht überhetzt aus dem Büro stürzen muss oder sonst wie mit Alltagskram vollbeladen in den Abend geht. Auf der anderen Seite sind Sonntage Nichtstutage, an denen ich mich abends dann immer nur sehr schwer aufraffen kann, auch noch die Wohnung zu verlassen. Auch an diesem Abend war ich kurz davor, das Sofa dem Konzertsaal vorzuziehen. Dass ich es dann doch nicht tat, war gut.
Auch auf dem neuen Album klingen Vincent Neff (Gitarre, Gesang), David Maclean (Schlagzeug), Jimmy Dixon (Bass, Gesang) und Tommy Grace (Synthesizer) vertraut.
Die Synthies klingen im vertrauten Wall of sound und die Surfgitarren schnurren wie Kätzchen. Neu ist das Saxophon, oh Gott ein Saxophon. Ich fürchte, in den nächsten Jahren taucht es noch öfter auf. Es läuft mir ja jetzt schon andauernd über den Weg.
Der Konzertbeginn ist sensationell, weil die Band auf zwei Hits aus ihrem Debüt zurückgreift. „Hail Bob“ und „Storm“ eröffnen den Abend hervorragend. War das nicht genauso wie vor drei Jahren? Es kommt mir so vor. Danach folgt ein ganzer Schwung neuer Songs, die ich bis dato nicht kannte, und im Gebäude 9 zum ersten Mal hörte. Es war jetzt nicht mehr ganz so wild, jedoch immer noch tanzbar. In „Reflections“ ist es dann plötzlich da, das Saxofon. Live höre ich es nicht wirklich, der Sound ist schlecht abgemischt. Aber ich vermisse es auch nicht. „Slow West“ als Instrumentalding markiert die Halbzeitpause des Konzertes. Der Song ist Soundtrack des gleichnamigen Films.
Der Abschluss ist dann wieder der alten Platte vorbehalten. Mit allen feinen Ohrwürmern! Und Django Django haben echt viele Ohrwürmer! Immer noch. Und die funktionieren so toll wie vor drei Jahren.
Die Schotten machen weiterhin zeitgemäße Stampf-Tanz Musik, die eindeutig britische Vorbilder hat. So hörte ich es bereits bei ihrem ersten Gebäude 9 Konzert heraus, so höre ich es immer noch auch auf ihrem aktuellen Album heraus. Vielleicht mit einem Hang mehr hin zum psychodelischen, denn die ganz wilden Beats fehlen auf Born under Saturn. „Shake & tremble“ zum Beispiel geht zwar immer noch nach vorn, aber nicht mehr so drastisch wie ein „Default“ oder „Life’s a beach“ von der alten Platte. Obwohl, ach quatsch, grundsätzlich bleiben Django Django sich treu.

Würde man den Rave der 1990er Jahre in die Jetztzeit übertragen, wären Django Django die neuen Stone Roses. Und würde man die Zeitspanne nicht ganz soweit zurückdrehen, wären Django Django die neue Beta Band. Es gibt durchaus schlechtere Referenzen, denke ich.

*Stimmt alles nicht. Es ist völlig irre. Das Knarzen kommt in Minute 2:08 bei „Hand of man“. Nix da von wegen am Beginn des Albums.

Setlist:
01: Intro
02: Hail Bop
03: Storm
04: Shake & tremble
05: First light
06: Reflections
07: Love’s dart
08: Slow west
09: Firewater
10: Waveforms
11: Skies over Cairo
12: Default
13: Life’s a beach
14: WOR
Zugabe:
15: 4000 years
16: Pause repeat
17: Silver rays

Kontextkonzerte:
Django Django – Köln, 17.11.2012 / Gebäude 9
Django Django – Primavera Sound Festival Barcelona, 24.05.2013

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