Ort: Juicy Beats Festival, Dortmund

Wie erwähnt findet das Juicy Beats im Westfalenpark statt. Rund um den Fernsehturm gibt’s ganz viel Grün, ein paar Teiche, Blumenbeete und Baumbestand. Groß und unübersichtlich ist das Gelände, ein perfekter Ort um sonntagnachmittags der Innenstadt zu entfliehen und Ruhe und Natur unweit der B1 zu genießen.
Die Konzerthaus Stage, unser bevorzugter Musikplatz auf diesem Festival, lag am hintersten Ende des Westfalenparks. Im Juicy Beats Vokabular auch die Ananas Bühne genannt.
Als wir fünf Minuten vor Konzertbeginn den Platz vor der Bühne erreichten, sahen wir Frank Spilker scheinbar ziellos umherlaufen. Moment, sollte nicht gleich euer Konzert begonnen, wo willst du denn jetzt noch hin?
Nun, gleich hieß dann „in zwanzig Minuten“. Also auch unsere letzte Livestation an diesem Tag startete nicht nach Plan. Egal.
Es war voll auf dem kleinen Platz der ergrauten Konzerthaus-Stage. Ergraut deswegen, weil hier schon den ganzen Tag über eher gleichaltriges Publikum zugegen war. Oder wie es ein junges Mädchen abwertender formulierte: „Hier sind ja nur alte Leute.“ Na vielen Dank auch.
Aber die alten Leute hatten Geschmack. Nicht nur die Musik war ausgezeichnet, auch der ist Ort toll: sehr gemütlich und wenig hektisch. Links standen überdacht ein paar Gartentische und -stühle, Schatten spendende Bäume umrahmten den gesamten Platz an derem Ende eine kleine Bühne Platz für Musik brachte. Fehlten nur noch Kaffee und Kuchen.
„Wenn ihr euch fragt, warum alle ‘yahoo‘ rufen, dann seit ihr 15 Jahre zu spät geboren. Aber für euch haben wir ja auch ein neues Album gemacht.“ sagte Sternefrontmann Frank Spilker nach „Trrrmrr“, diesem alten Sterne Gassenhauer. Nun, so viele werden sich das gar nicht gefragt haben, denn „zu spät Geborene“ waren in der sehr kleinen Minderheit. Der größte Teil hoffte dagegen, möglichst wenig neue Stücke hören zu müssen.
In ihren Augen muss die Setlist eine kleine Enttäuschung gewesen sein, ich fand’ sie gut ausgependelt.
Den Schwerpunkt bildeten zweifellos die Stücke des neuen Albums 24/7, sehr oft ließ Frank Spilker seine Gitarre links liegen, jedes Mal ein Zeichen dafür, dass nun ein neuer Song angesagt war. Einen Ausflug in die Geschichte konnten die vier Sterne aber nicht umgehen. Zu „Convenience Shop“ gehöre thematisch irgendwie das 16 Jahre alte „Universal Tellerwäscher“, erfuhren wir. Das, und das anschließende „Was hat dich bloß …“ bildeten dann auch für viele den großen Höhepunkt der Sterne Show. Mit großer Textsicherheit wippten hier alle mit. Es ist schon erstaunlich, was einem so alles im Gedächtnis bleibt. Ich vermute, dass es vielen so ging wie mir. Seit Jahren hatte ich diese Songs – Trrrmmr gehört auch dazu – nicht mehr gehört, aber der Text ist noch da. „Wie fing es an und wann, was ist passiert, was hat dich bloß so ruiniert.“ Großartig!
Jaja, Tanzmusik haben die Sterne schon immer gemacht. Das unterschied sie von den anderen Hamburger Schulen. Wenn die Tocos abwertend urteilen „Aber hier leben, nein danke“, dann fordern die Sterne „Ich geh in die Disco, ich will da wohnen.“
Damit schafft man es zwar nicht auf die große Bühne, aber „Sieger der Herzen“ auf dem diesjährigen Juicy Beats waren die Sterne definitiv. Und das ist doch viel mehr Wert!
Ananas! Sterne!

Setlist:
01: Wie ein Schwein
02: Aber andererseits
03: Trrrmmr
04: Depressionen aus der Hölle
05: Live in Quiz
06: Deine Pläne
07: Nach fest kommt lose
08: Convenience Shop
09: Universal Tellerwäscher
10: Was hat dich bloß so ruiniert

Multimedia:
Fotos: frank@flickr

Kontextkonzerte:
Hundreds – Juicy Beats, 31.07.2010
Tocotronic – Juicy Beats, 31.07.2010

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

Schreibe einen Kommentar