Ort: Webster Hall, New York

Arp - New York, 22.09.2010

Der Abend war anders geplant. Eigentlich wollten wir uns heute in der Webster Hall Caribou ansehen und anhören, diesen Tausendsassa, der das tolle Odessa so wunderbar gecovert hat und mit „Swim“ ein hervorragendes Album Anfang des Jahres veröffentlicht hat. Eigentlich.
Doch als wir mit vollem Magen der Metrolinie N entstiegen und durch den abendlichen Gewittersturm in Richtung 11th Ecke 4th hasteten, stellte sich schnell Ernüchterung ein. 9 pm Arp, 10pm Embass und 11pm Caribou. So der terminierte Zeitplan. Oh nein, es wird ein langer Abend. Das war so nicht einkalkuliert. Aber nun waren wir hier und so schnell sollte uns nichts vertreiben. So dachten wir …
Die 12 Dollar, die wir für eine Cola und ein Bier bezahlen sollten, schreckten uns nicht ab. In Euro umgerechnet ist das ja gar nicht so viel. Sich sowas einreden, hilft ungemein. Gott sei Dank hatten wir bereits in einem Diner den vermeintlich besten Burger Manhattans verspeist. Laff gesalzen und übersichtlich drapiert. Na ja, ein Highlight amerikanischer Küche sollte man in einer Nebenstrasse des Times Squares nicht erwarten. Aber stolze Preise. Und die zahlten wir selbstredend.
Also Arp. Ein Elektrofrickler von dem wir bisher noch nichts gehört hatten. Passte natürlich voll ins Caribou Umfeld. Arp ist vielleicht dem ein oder anderen unter dem Namen Alexis Georgopoulos bekannt. Der junge Mann griechischer Herkunft lebt in New York und hatte somit quasi ein Heimspiel. Wahrscheinlich wie zigtausende anderer Bands und Musiker auch, die hier im Vorprogramm ihre Körner lassen dürfen.
Alleine stand er auf der Bühne. Die Gitarre geschultert, sie kam nur im zweiten Song zum Einsatz, vor sich ein Keyboard und allerlei Knöpfchen zum Drehen. Arp spielte geschätzte drei Stücke. Ein Intro, dann das Gitarrenlied und ein Outro. Dazu liefen im Hintergrund Super 8 Videosequenzen. Mal mit Sinn, mal völlig ohne Verstand. Nach 10 Minuten war uns klar, „oh, es sind erst 10 Minuten um.“ Will sagen, es war nicht sonderlich interessant. Das Konzept, Videosequenzen und Musik live zu verbinden kann toll sein und bleibende Eindrücke hinterlassen. Arp schaffte es aber, diese Eindrücke für uns eher negativ zu besetzen. Zuviel künstliches, zu vieles wirkte zu gewollt: Die Videos, das palästinensereske Halstuch, die verwobenen Tracks. An diesem Abend hat er uns nicht überzeugt. Nein, es war nicht wirklich gut und in uns reifte der Gedanke, diesen Abend schnell zu beenden. Damit wollten wir nicht die Zeit bis um elf Uhr überbrücken. Das riss uns definitiv nicht vom Hocker. Leider.
So beschlossen wir, die Webster Hall wieder zu verlassen. Ohne Caribou, aber mit dem guten Gewissen, morgen ausgeschlafen in unserem lieb gewonnen griechischen Frühstücksdiner aufzulaufen und Pancakes, Omelettes und Kartoffeln in uns hineinzuschaufeln. Wer mal in New York sein sollte, teste unbedingt den „Doral Donouts“ in Queens. Sehr empfehlenswert!
Diese Stadt hat so viel mehr zu bieten als – in unseren Ohren – uninspiriertem Elektrogefrickel.

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Fotos: frank@flickr

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