Ort: Palladium, Köln
Vorband:

Endlich. Nach 4 Monaten und 21 Tagen wurde gestern das im April ausgefallene Konzert von Arcade Fire nachgeholt. Nach einigem Hin und Her im Vorfeld bzgl. Rückgabe und Umtausch der Karten mit Eventim war es gut, dass ich gestern vor Ort war. Arcade Fire haben im Palladium in aller Grösse demonstriert, dass sie eine hervorragende Liveband sind.
Das Konzert wurde seinerzeit von der Live Music Hall ins Palladium verlegt. Ich vermute nicht nur wegen überragender Vorverkaufszahlen, sondern auch um alle 10 Bandmitglieder plus Instrumente auf der Bühne und mördergrösser Mischpult / Technikinsel so im Saal unterzubringen, das auch noch Zuhörer Platz finden.
‚Wenn man sein Bett in Nord-Süd Richtung aufstellt, schläft man besser, habe ich heute gelesen. Hat was mit den Magnetströmen der Erde zu tun.‘ Aha, ein interessantes Gesprächsthema, das dort in der halbstündigen Umbaupause hinter uns als Lückenfüller herhalten durfte. Das Palladium war gut gefüllt, die Vorfreude gross und die Vorband wie ein Geist. Wir haben sie nicht gesehen, nur kurz gehört. Lag aber daran, dass wir erst gegen halb neun ins Palladium kamen, und ihr Auftritt in den letzten Zügen lag.
Ins Auge stechen sofort fünf runde, an überdimensionierte Eisenbahnhinweisschilder erinnernde Gebilde, die sich im laufe des Abends als Videoleinwände enttarnen sollten, und die grosse Technikinsel in der Mitte des Palladiums. Ich bin mir sicher, dass sie ausladender war als bei anderen Konzerten dieser Kategorie. Gut, man konnte sich auch ein bischen mehr ausbreiten, weil die Halle nicht ausverkauft war. Vielleicht brauchte man aber auch den Platz, um all das Technikgedönse unterzubringen, das die Bühnenaustattung verlangte. Eine grosse Videoleinwand im Rücken der Band, fünf kleine Leinwände auf der Bühne verteilt, fünf Leuchtsäulen am vorderen Bühnenrand und eine stimmungsvolle Lichtshow, die das Palladium immer wieder in angenehmes rot tauchte.
‚Das fühlt sich an wie ein best-of Konzert einer alteingesessenen Band‘, dachte ich nach zwanzig, dreissig Minuten. Wie schaffen die es bloss mit drei Alben so eine Hitdichte zu produzieren. Und dazu eine so stimmige, ausgeklügelte nie langweilig oder hab-ich-schon-tausendmal-gesehen erscheinende Bühnenshow auf die Beine zu stellen. Hier sind doch noch keine alten Hasen am Werk. Was passiert da? Ist das der Bowie’sche Einfluss? Oder ist es so, weil sie aus Kanada stammen? Ich weiss es nicht, es ist auch egal. Es war ein gandioser Ohr-und Augengenuss. Denn auch der sonst für das Palladium so typisch schlechte Klangerlebnis war diesmal gar nicht so schlecht.
Bei Arcade Fire 2007 erinnerte nur noch wenig an den komisch, chaotischen Auftritt vor zwei Jahren auf dem Monsters-of-SPEX Festival. Die Entwicklung in Sachen Bühnenpräsenz und Artwork liess mir spontan …and you will know us by the trail of death in den Sinn kommen. Die haben auf ihrer letzten Tour auch ihr Bühnenaussehen modifiziert ohne dabei abzudriften oder befremdlich zu erscheinen. Da fällt mir gerade auf: in der musikalischen Herangehensweise könnte auch eine Verbindung geknüpft werden. Aber mit einem Unterschied: Arcade Fire sind/werden grösser.
Ein guter Beginn in die herbstliche Konzertsaison.

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