Anna Ternheim. Schwedin. Hatte ich hier eigentlich schon mal erwähnt, dass ich mit Ausnahme der Cardigans und Motorpsycho mit skandinavischer Popmusik im weiteren Sinne nicht allzu viel anfangen kann? Diese leicht depressive Grundstimmung all der thirtysomething ist nicht immer zu ertragen. Da driftet für mich selbst eine „dance, dance, dance“ Lykke Li in dunkle, zu schwermütige Gefilde ab.
Anna Ternheim gehört auch zu dieser Gruppe. Nun, dass ich trotzdem auf ihr Konzert gehe und mich mit ihrer Musik beschäftigt habe ist auf die nimmermüden Empfehlungsrufe und Lobeshymnen meines Konzertkollegen Christoph zurückzuführen, der jede noch so kleine Möglichkeit nutzt, mir diese Frau so was von ans Herz zu legen, dass ich gar nicht anders konnte als sie live sehen zu wollen. Ich bin gespannt, wie das ausgeht.
The Tiny eröffneten den Abend. Ellekari Larsson und Leo Svensson, die später auch in Annas Band mitwirken werden, geben die Richtung vor: „We warm you up with some depressive songs.“ Die Musik erinnert mich an Björk oder Kate Bush, Ellekaris stimme hat was von Catatonias Cerys Matthews. Rauchig und nicht akzentfrei. Sie klingt sehr interessant und passt gut zum Songwriting. (In dem Zusammenhang kurz erwähnt: Ellekaris führt mit Ane Brun – eine weitere thirtysomething – ein eigenes Label Namens DetErMine Records).
Mit „This next song is about marriage“ wird ein weiterer Song angekündigt, ergänzt durch einen schweren langer Seufzer. Sehr, sehr unterhaltsam das ganze.
Vier oder fünf Songs lang ging das minimalistische Set gut, und bevor es zu anstrengend werden konnte, war ihr Set nach knappen 25 Minuten vorbei. Das Publikum wurde auch schon ein wenig unruhig, der Geräuschpegel stieg merklich. Nun ja, jetzt war die Musik vorbei und es konnte in Ruhe weitergelabert werden.
Anna Ternheim war, wie soll ich sagen, okay und sehr gut. Mein Problem war, dass ich erst relativ spät ins Luxor kam, und der laden schon gut gefüllt vor mir lag. Wer das Luxor kennt weiß, dass man dann irgendwo zwischen Theke, Durchgangsweg und „Die Musik ist ja ganz nett, aber ich muss dir noch das erzählen“ Menschen steht, und vom Konzert mehr als deutlich abgelenkt wird. „Ich bin bei Anna Ternheim. Das Luxor ist doof, es ist voll und ich seh’ nix.“ Ich hab schon wieder eine sms unfreiwillig mitgelesen, aber das trifft es. Wenn man nicht im vorderen Bereich bist, kann ein Luxor Konzert nur sehr schwer begeistern, da kann sich die Band noch so viel Mühe geben.
Der Opener des Albums „Separation road“, „Girl laying down“, eröffnete auch den Konzertabend. Es folgte „Whatever have I done“, Song Nummer eins des neuen Albums „Leaving on monday“. Ich kenne ihre Songs (noch) nicht ganz so gut, aber die ersten beiden Stücke habe ich gleich wiedererkannt. Der Start war somit für mich gelungen.
Ich kann gut verstehen, warum man Fan von Anna Ternheim werden kann. Ihre Bühnenpräsenz wirkt sympathisch, ihre Stimme ist auch live klasse und die Band wirkt homogen. Anna Ternheim ist somit live die logische und richtige Fortsetzung ihrer musikalischen Konserven.
Die erste Zugabe war a-capella in Reinform und ein erstes Highlight eines unspektakulären Konzertes. Anna und ihre Begleitmusikerin Ellekaris (ja, die auch bei The Tiny gesungen hat) standen am Bühnenrand und sangen nur zur Akkustikgitarre „Summer rain“. Da das ganze ohne Mikrofon und elektrischer Verstärkung vorgetragen wurde, hatte der hintere Teil des Luxors rein gar nichts davon. Hierhin hatte ich mich mittlerweile zurückgezogen, denn der Abend war bereits fortgeschritten und ich wollte diesmal nicht den letzten Zug Richtung Bett nehmen. Da ich also nichts außer den Lärm des Vorraums durch die immer mal wieder geöffnete Tür hörte, dem Charme des Vortrags somit nicht erliegen konnte, hielt mich nicht mehr viel (eigentlich gar nichts) und ich verließ das Luxor.
Musikalisch riss mich Anna Ternheim nicht um. Sie schaffte es nicht, mich heute so zu begeistern, dass ich unbedingt bis zum Ende bleiben wollte. Lag es an mir und meinem Stehplatz oder an Anna? Ich bin mir über die Antwort nicht ganz klar. Vielleicht sollte ich das Ternheim’sche Gesamtwerk nochmals hören, damit diese Frage nicht unbeantwortet bleibt. Bis jetzt bin ich kein Fan.
Ein typisches unentschieden. Ausgang offen.

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Tibby

    Mmh,ich kann mir vorstellen das es hinten nicht so angenehm war. Ich stand ganz vorne und fand es klasse. Ich weiß natürlich nicht ob es dir besser gefallen hätte wärst du weiter vorne gewesen,aber da war jedenfalls alles gut zu hören und zu sehen (;
    Eine kleine Verbesserung. Es heißt „What have i done“ und „Leaving on a mayday“ ;)
    Liebe Grüße,
    Tibby

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