Speedy OrtizKonzerte 2014.
Es waren wieder eine ganze Menge. Last.fm bescheinigt mir 51 gesehene Konzerte. Eine gute Zahl, denke ich. Nicht übertrieben inflationär hoch, statistisch gesehen nahezu ein Konzert pro Woche. Das passt. An einige wenige kann ich mich in meiner Rückschau gar nicht mehr so recht erinnern: Beady Eye, die Wild beasts (und das, wo doch Wanderlust in vielen Jahrescharts in den TOP 10 vertreten ist), Slut oder Warpaint, wie ward ihr eigentlich nochmal?

Beady Eye – Köln, 22.02.2014
Warpaint – Köln, 23.02.2014
Slut – Köln, 13.01.2014
Wild Beasts – Köln, 05.04.2014

Andere wiederum werde ich so schnell nicht, oder gar nie mehr vergessen. Weil sie so schön waren, weil sie so besonders waren, weil sie mir mehr als einen vergnüglichen Abend bereitet haben. Weil es genau solche Abende waren, weswegen ich mir gerne Livemusik ansehe. Diese Konzerte berührten mich, sie faszinierten mich auf unterschiedlichste Art und Weise.
Der emotionalste Abend war ganz klar das Slowdive Konzert in Genf. Es gab Tränen bei „When the sun hits“ und diesen ganz besonderen Moment, der so nachhaltig meine zweite Jahreshälfte belegte. Lange noch blieben mir die Augenblicke im Gedächtnis, meine Gedanken, einfach die gesamte emotionale Spannung, die im Konzertraum spürbar war.
Dieses Konzert wird mir auch unvergessen bleiben, weil so viel Drumherum passiert ist: zuerst die abstrus klingende Idee, für einen Abend nach Genf zu fahren, dann die unterhaltsame Anfahrt, die nicht minder lustige Rückfahrt mit einem Abstecher nach Gruyere, der Genfer See im Regen. Und da rede ich noch nicht von dem Abend selbst, von dem schönen Saal, von der angenehmen Atmosphäre und – nicht ganz unwichtig – von dem sau guten Slowdive Konzert. Ich hatte die Briten Anfang der 90er Jahre zum ersten Mal gesehen, aber diese Reunion war so wundervoll und so viel besser als erwartet, dass es im Nachhinein vielleicht etwas schade ist, die anderen Gelegenheiten in diesem Sommer, an denen ich die Band live hätte sehen können, ausgelassen zu haben. Obwohl, es hätte den Genfer Abend vielleicht auch getrübt.

Slowdive – Genf, 09.09.2014

SlowdiveAuch Mark Oliver Everett schafft es jedes Mal, mich zu packen. Egal, welche Musik er gerade mit seinen Eels fabriziert, jedes seiner Konzerte ist ausnahmslos wundervoll und speziell, das es immer einen Höhepunkt in meinem Konzertkalender darstellt. In Luxemburg im Sommer war das nicht anders. Es war der Abend des WM Halbfinales. Ich habe es nicht bereut, dass 7:1 gegen Brasilien sausen gelassen zu haben. Auch wenn mein Plan, das Spiel als Aufzeichnung und ohne Ergebniswissen im Anschluss an das Konzert daheim aus der Konserve zu gucken, nicht aufging.
Im Grand Théâtre sah ich auch eine Belgierin wieder, die mir beim schönen PIAS Nite erstmals aufgefallen war, Mélanie de Biasio.

Eels – Luxemburg, 08.07.2014

Sie war die heimliche Entdeckung meines Brüssel Ausflugs im Frühjahr des Jahres. Fixiert auf die feinen Girls in Hawaii und die von mir sehr hochgeschätzten dEUS hatte ich mich an einem Wochenende aufgemacht, Belgiens beste Bands zu bewundern. Gerade auf das dEUS Konzert freute ich mich enorm. Lange hatte ich es mir gewünscht, sie in ihrer Heimat zu sehen, in der sie viel grösser sind als bei uns. Das Konzert wurde die erhoffte Show, keine Wünsche blieben offen.
Zuvor war Mangels Ansehnlichem (gut, in Milky Chance kann man für 5 Minuten reinschnuppern, muss man aber nicht) Bühnenhopping angesagt. Dabei blieb ich bei einem Konzert einer Multiinstrumentalistin hängen, die es leider nicht schaffte, sich mit ihren ruhigen und feinen Klängen gegen den Geräuschpegel eines Indoorfestivals durchzusetzen. Aber ich war angetan und freute mich im Juni umso mehr, als ich las, dass Mélanie de Biasio die Eels auf deren Tour begleiten werde.

PIAS Nites Festival, Brüssel 15.03.2014
dEUS – PIAS Nites Festival Brüssel, 15.03.2014

PiasniteIm Sommer war ich ein zweites Mal in Brüssel. Die Motivation war ähnlich wie bei dEUS: wie ist das, wenn große Musiker auch vor großem Publikum spielen. Bei Mathieu Chedad ist die Sachlage eindeutig: In Frankreich und Belgien ein Superstar, bei uns eher ein niemand. Und so spürte ich hier Stadionatmosphäre, wenn bei uns das Gloria halb leer bleibt.
An einem Freitagabend standen wir vor dem Königspalast und schauten uns mit 10000 anderen Menschen Patti Smith (einziger Makel: als alte Dame sollte man nicht mehr auf die Bühne spucken) und -M- a.k.a. Mathieu Chedad an. Letzterer bot genau die große Show, die im Kölner Gloria (hier sah ich -M- ein Jahr zuvor) so nie funktionieren kann. Ein ganz großes Konzert!

-M- – Brüssel, 08.08.2014
Patti Smith – Brüssel, 08.08.2014

Weniger klein sind Kraftwerk, aber ihr Konzert im Wiener Burgtheater war logischerweise viel intimer und gediegener. Eigentlich hatte ich genug der 3-D Spirenzkes gesehen, aber das Angebot mit nach Wien zu kommen, war zu verlockend. Da ich denke, dass jeder einmal im Burgtheater gewesen sein sollte, und Wien einfach eine schöne Stadt ist, fiel das obige ‘eigentlich‘ eigentlich aus. Hinfahren und gucken. Da an den Wiener Tagen auch neue Bekanntschaften geknüpft und eine alte Freundschaft gepflegt wurde, war es ein schöner und im Nachhinein bedeutsamer Ausflug. Ohne ihn hätte mir in 2014 definitiv etwas gefehlt.

Kraftwerk – Wien, 16.05.2014

Eröffnet wurde mein Musikjahr mit einem Konzert in einer Buchhandlung. Das Dussmann auf der Friedrichstrasse in Berlin hat im Keller nicht nur ein Cafe, das eine ganz feine Currywurst bietet, sondern auch eine kleine Bühne. Dort spielte im Januar die höchste Eisenbahn, und wir waren dabei. Ein guter Jahresstart, der einen Monat späteren durch und mit Speedy Ortiz noch süßlicher wurde. Speedy Ortiz waren sowas wie meine Frühjahrsentdeckung. Daher freute ich mich, sie auch in Barcelona sehen zu können.

Die höchste Eisenbahn – Berlin, 17.01.2014
Speedy Ortiz – Berlin, 28.02.2014

Denn ja, natürlich war 2014 auch wieder das Primavera. Das Festival ist und bleibt ein fester Bestandteil in meinem Kalender. Darüber hinaus war ich jedoch eher festivalfaul. Ich besuchte nur noch, zum ersten Mal, das Phonopop in Rüsselsheim. Schön gelegen im alten Opelwerk brachte es einen unterhaltsamen Nachmittag mit Parquet Courts, Ja, Panik und den Afghan Whigs. Gerne komme ich wieder, denn die Gemütlichkeit des Phonopop ist einmalig. So war Hadern früher.

PhonoPop Festival – Rüsselsheim, 12.07.2014

3 Tage, 3 Konzerte. Ohne Berichte blieben die Berliner Konzerte von BRNS, The war on drugs und The Notwist. 3 Tage und viele Konzerte brachte auch in diesem Jahr wieder das Primavera Sound Festival. Es ist immer noch mein liebstes Festival der Welt.Primavera Sound

Primavera Sound Festival – Barcelona, 28.05.2014
Primavera Sound Festival – Barcelona, 29.05.2014
Primavera Sound Festival – Barcelona, 30.05.2014
Primavera Sound Festival – Barcelona, 31.05.2014

Standortvorteil Köln.
Um das week-end fest im November kam ich 2014 nicht herum, Teenage Fanclub sei dieser Verdienst einzig zugewiesen. Eine aufgeräumte Mülheimer Stadthalle und ein länger als geplanter Abend brachten mir die erneute Bestätigung, dass ich die Schotten sehr mag. Wie anders könnte es sein, wenn ich auch noch nach Jahren nahezu jede Textzeile mitsingen kann? Eben.

Teenage Fanclub – Köln, 27.11.2014

Nur ein bisschen mitsingen konnte ich bei Poliça, Neneh Cherry und Benjamin Clementine. In die Jahresbestenliste gehören ihre Konzerte jedoch trotzdem. Gerade das letzte Konzert des Jahres brachte mir ein ganz grosses Wow.

Poliça – Köln, 28.01.2014
Neneh Cherry – Köln, 07.03.2014
Benjamin Clementine – Köln, 29.11.2014

 

Was mir sonst noch auffiel:

Melt Banana – Köln, 07.06.2014
Das Schlagzeugmonster bei der Speedy Ortiz Vorband, der mir später im Jahr erneut in einer anderen Band über den Weg gelaufen ist. Ich glaube, es war im Vorprogramm zu Melt Banana. Ein guter Mann!

Nina Persson – Köln, 25.02.2014
Nina Persson in einem fast leeren Gloria Theater, eine gespenstig erschreckende Szenerie.

Die Heiterkeit – Köln, 14.04.2014,
sitzend auf einer Stahlrohrtribüne im Ausweichquartier des Kölner Schauspielhauses im Backstein- Industriepark in Mühlheim. Sie waren die Vorband der goldenen Zitronen, die später im leeren und weiten Bühnenraum sehr verloren aussahen.

Helmet – Köln, 20.09.2014
So viel geschwitzt wie bei Helmet im Underground habe ich noch nie auf einem Konzert. Nachdem die Amis ihr Album Betty komplett durchhatten, war ich auch durch. Klitsche klatsche war sogar der Schulterriemen meiner Umhängetasche.

Multimedia:
dEUS beim Piasnite 2014:

Die Heiterkeit in Köln:

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