Ort: Gebäude 9, Köln
Vorband:

The Wave Pictures

Es war ein Abend, wie ich ihn mir vorher ausgemalt hatte. Ein halbvolles Gebäude 9, eine herrlich unkomplizierte Band, Songs mit listigen Texten und schönen Melodien, und einem Konzert, dass manchmal Längen aufwies.
Alles in allem also ein guter Abend!
Dave Tattersall, Franic Rozycki und Jonny Helm erlebte ich zum ersten Mal in Barcelona. Es war mein zweites Primavera Konzert und es fand im prallen Sonnenschein statt. Die Band spielte gegen die Sonne, uns schien sie in den Nacken und 10 Stunden später waren wir um die Erkenntnis reicher, dass es nicht gut ist, auf dem Primavera alles sehen zu wollen. Kondition und so.
The Wave Pictures gehörten seinerzeit zu den Bands, die ich kennen könnte, aber nicht kannte. Ihr Auftritt auf der großen Bühne hinterließ bei mir einen zweigeteilten Eindruck. Einerseits hatten sie schöne Indiepopmelodien und amüsante Songtitel und Songtexte, andererseits spielten sie sehr oft lange Gitarrensolo und die waren so staubtrocken, dass es mich im Hals kratzte. Trotzdem kaufte ich mir im Anschluss Susan rode the Cyclone, eines ihrer Alben, und später noch Long black cars. Und nach oftmaligem hören mochte ich die Band aus Wymeswold (man stelle sich einen Ort wie Wymeswold vor und man bekommt eine Ahnung, wie die Wave Pictures sind) immer mehr. „Cinnamon Baby“, „Susan rode the Cyclone“ oder „Kittens“, alles Klassesongs.
Seitdem versuchte ich die Band mal wieder live zu sehen. Aber entweder spielte sie zur falschen Zeit am falschen Ort, oder aber ich hatte schlichtweg keine Zeit.

Draußen ist es winterlich kalt. Es ist das erste Konzert des Winters, und das erste in einer Reihe von Konzerttagen, die mich den Rest des Monats begleiten werden. Die Wave Pictures, beinahe hätte ich ihren Auftritt im Gebäude 9 vergessen, aber am Morgen stand es in der Zeitung und ich hatte spontan große Lust, hinzugehen. Es würde schon kein allzu großes Wagnis werden und zeitlich schon gleich gar nicht.

„It’s only 10.30. We have lots of songs and we’ll play as long as you want.”

Sänger David Tattersall sprach diese Worte zum Beginn der Zugabe und ich wurde kurzzeitig unruhig. Eigentlich doch bitte nicht mehr so lange, morgen ruft die Arbeit und soll man nicht aufhören, wenn es am schönsten ist? Doch andererseits, sagen sowas nicht auch Bands wie U2 in ihren Konzerten und spielen dann nur noch 2 Songs? Ich kann mich dunkel erinnern.
Die Wave Pictures schafften noch eine gute halbe Stunde, ältere Stücke setzten dem Konzert, das bis dahin in der Hauptsache aus Stücken der aktuellen Platte City Forgiveness und Daniel Johnston Songs (unter anderem „I know Caspar“, „I killed the Monster“) bestand, den Deckel auf.
Die Daniel Johnstons Cover entstanden alle vor einigen Monaten, als die Band zusammen mit Daniel Johnston auf Tour war. Es war ein Anlass, der sie zum Aufnehmen eines Albums animierte, das man im Rahmen der aktuellen Tour kaufen kann. (Und ich glaube nur da). Dass die Wave Pictures sehr umtriebige Musiker sind, zeigten auch die 2 neuen Songs des kommenden Albums, die sie in ihr Abendprogramm einbauten. „Pea green coat“ war der eine, „Great Big Flamingo burning moon” – ein Popsong, wie die Band ihn ankündigte – der andere.

Die Wave Pictures sind mir wirklich grundsympathisch und bestätigten meinen kurz erhaschten Eindruck von vor vier Jahren. Es wird viel gelacht auf der Bühne, Jonny Helm stackst ab und an ans Mikrofon nach vorne und singt und tanzt in irrsinniger Manier seine Songs. Er und David Tattersall wechseln sich im Gesang ab, beim Hintergrundchor wirken alle Musiker mit. Neben der Stammbesetzung haben sie noch einen Percussionisten dabei, der abwechselnd Schellenkranz, Bierflaschenschlagzeug, Rassel, Raspel, Bongo und andere Musikinstrumente spielt.

„Lisbon“ und „Cinnamon Baby“ flutschen durch wie nix, im anschließenden Stück allerdings merkte ich den Teil, der mir man ihren Songs nicht immer gefällt: Instrumentensoli. Manchmal haben die Wave Pictures Phasen, da klingen die Gitarrensoli von David Tattersall so staubtrocken dröge, dass es schwierig wird. Dann geht es mir wie bei Cake Konzerten, mit denen ich live ein ähnliches Problem habe. Ich mag lange Instrumentalpassagen in Popsongs einfach nicht so.

Im Ganzen sind das jedoch Kleinigkeiten, die nicht über den unterhaltsamen Abend hinweg täuschen können. Und wie gesagt, zum Schluss hin wurde es dann nochmal sehr schön: “Stay here and Take care of the chickens”, „Never go home again“ und “Now you are pregnant” bildeten einen tollen Konzertabschluss.

Karohemden, Camel-Schuhe, Wymeswold. The Wave Pictures sind eine großartige Unterhaltung!

Fotos:

Kontextkonzert:
Primaverasound Festival – Barcelona , 27.05.2010

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