Ort: Melt! Festival, Dessau
Bands: dEUS, Editors, The Teenagers, Zoot Woman, Kate Nash

Der Andrang an innerdeutschen Grenzstationen zur Jahreswende 1989/90 kann nicht grösser gewesen sein als am Freitag im Melt! check-in Zeltchen. Ein Gedränge und Geschiebe aus allen Richtungen. Die Wellenbrecher verfehlten komplett ihre Wirkung. Veranstalter, das kann man besser machen! Auch der Sicherheit wegen! Genauso wie die katastrophale Parkplatzsituation. Wenn man weiss, dass man im Vorverkauf über 20000 Tickets abgesetzt hat – wie ein Parkplatzwärter als Entschuldigung(!) anfügte – dann sollte man entsprechenden Park- und Campraum zur Verfügung stellen. Dicker Minuspunkt!
Musikalisch starteten wir mit den letzten Klängen der Blood Red Shoes in das Festival. Das Duo aus Brighton spielte auf der Hauptbühne ein gutes, heftiges Set und begeisterte den noch spärlich angefüllten Platz voll und ganz.
In relativ kurzer Zeit haben sie es geschafft, sich aus den kleinen Klubs heraus auf die ganz grossen Bühnen zu spielen. Zu recht, denn das sie auch hier eine starke Präsenz zeigen können haben Blood Red Shoes beim Melt! eindrucksvoll bewiesen.
Blood Red ShoesThe ‚Oh Germany, we love Germany‘ Teenagers, die nächste Band unseres Vertrauens, überzeugte bedingt in ihren 35 Minuten Festivalleben. Obwohl sie aus Paris kommen, wollen sie lieber Engländer sein und verpassen auch keine Gelegenheit, dies dem Publikum mitzuteilen (‚We hate french!‘) Musikalisch fahren sie mit ihren stark limitierten Gesangskünsten im seichten Fahrwasser des Pops der belangloseren Art. Gut genug für einen Festivalauftritt um 20 Uhr, wahrscheinlich zu substanzlos für mehr als einen Sommer Berühmtheit.
Als der Regen kam, liess Kate Nash auf sich warten. Nach über eine Stunde verriet uns ein Ansager den Grund: technische Probleme. (aha!). Nachher erfahre ich, dass die gute Kate öfter mal auf sich warten lässt. Scheinbar leichte Starallüren.
Melt! 2008Wir liessen daraufhin Kate Nash im Regen stehen und schauten uns Zoot Woman im Gemini-Zelt an. Was soll man sagen, ein einziger Best-of Auftritt. All killers no fillers! Zoot Woman, it’s a physical feeling! Das Zelt bebte. Ihr Auftritt war der erste Höhepunkt des Melt! und die Band die erste persönliche Festivalentdeckung. Wir haben alles richtig gemacht!
Als dEUS gegen halb eins auf die Bühne kommen, durch Kate’s Verspätung ist der Zeitplan gehörig nach hinten gerutscht, hat der Regen aufgehört. Im Gegensatz zu ihrem Kulturkirchenauftritt im Frühjahr spielen sie nur Sachen vom neuen Album Vantage Point. Ausnahmen bildeten „Instant street“, was als zweites Lied direkt nach dem Opener „Slow“ kam, „For the roses“, „Theme from Turnpike“ und das finale „Suds & Soda“, das ausufernd und selbstverliebt nicht enden wollte.
Sonst alles wie gehabt, Tom Barman gab den Chef, die Lichtshow eher düster und klar. Auch in diesem einstündigen Festivalset wussten dEUS zu überzeugen.
Doch eine Frage bleibt: Warum durfte Keyboarder Klaas Janzoons aus der Banduniform der schwarzen Oberteile ausbrechen und ein blaues Karohemd tragen? Hat Tom Barman scheinbar einen Moment nicht aufgepasst…
dEUSDen Abschluss des ersten Tages besorgten die Editors. Sie haben sich mittlerweile eine grosse Fangemeinde erspielt, der Platz vor der Mainstage füllte sich bei den ersten Klängen erheblich. Da die Aussentemperaturen doch eher Herbst als Sommer signalisierten, wurde es so denn auch – nicht nur ums Herz – ein wenig wärmer.
Apropos Intro. Nein, nicht die Zeitschrift, sondern die ersten musikalischen Lockrufe einer Band. Sie müssen bei Festivals ausdauernder sein als bei regulären Konzerten. Wie soll man es sonst schaffen, vom Pommesstand zur Bühne zu gelangen ohne das erste Lied zu verpassen? Das ist nahezu unmöglich. Daher: Liebe Bands, spielt Intros wie Kirchenglockengeläut am Sonntag morgen vor dem Hochamt. Lang, laut und leicht nervig! Nur so haben wir die Chance, alles von euch zu sehen!
Wie bei dEUS liessen auch die Editors keine Wünsche offen. Neben den Reissern aus den beiden Alben The back room und An end has a start spielten sie auch zwei neue Stücke.
Gegen drei Uhr beendeten die Editors den ersten Festivaltag mit dem obligatorischen „Fingers in the factory“.
Editors

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