Die Eels sind bekannt für ihre überraschenden Konzertevents. Beim letzten Besuch in der Stadt füllten sie mit einem halben Orchester die Bühne der Live Music Hall. Gestern abend waren sie zu zweit.
Was sich dann auf der Bühne des ausverkauften Theaters am Tanzbrunnen abspielte, war kein Konzert im klassischen Sinne. Es war ein Media-Mix aus Discovery-Channel, vorgezogener lit.cologne und Musik. „Weird“, würde Mr. E sagen. Aber der Reihe nach.
Als ich um kurz nach 20 Uhr am Tanzbrunnen ankam, spielte die Vorband Gus Black bereits. Naja, Band ist übertrieben. Singer-, Songwriterpärchen trifft es eher. Den Namen konnte ich nicht in Erfahrung bringen, vielleicht weiss das I-net Bescheid. Die beiden und ihre Akkustikgitarre wurden am rechten äussersten Bühnenrand geparkt und wirkten wie bestellt und nicht abgeholt. Der gesamte Mittelteil der Bühne war mit einem weissen Vorhang verdeckt. Knappe 10 Minuten später hatten sie ihren Job auch schon erledigt. Das Licht ging an, um kurze Zeit später wieder auszugehen, als sich der Grossteil der Leute gerade von ihren Stühlen erhoben hatte (ja, es war ein bestuhltes Konzert), um sich im Vorraum mit Getränken für die Eels konzertbereit zu machen.
Was folgte war der erste Teil der Mr. E Show. Auf die Leinweind wurde ein Videofilm projeziert. Als Titel könnte gut folgendes herhalten: „Mr. E junior auf den Spuren seines Vaters Hugh Everett.“ In bester Discovery-Channel Manier begeleiten wir Mr E, wie er an Originalschauplätzen die wissenschaftlichen Errungenschaften seines Vaters recherchiert. Tatsächlich ist der Film eine TV- BBC Dokumentation, in der Mr. E versucht, die Arbeiten seines Vaters zu verstehen. Man muss wisen, Hugh Everett war ein bekannter Quantenphysiker und begründete in den fünfziger Jahren die Theorie des Multiversums, auch Viele-Welten-Theorie genannt.
Die filmische Reise begann am Grab der Eltern und einzigen Schwester, führte über Virginia, wo die Everetts lange wohnten, an die Universität von Princeton und nach Kopenhagen, und endete in Mr. E’s Wohnzimmer. Der dokumentarische Biopic erzählt uns, dass Hugh Everett im Alter von 24 Jahren an der Princeton University die „Theorie des Paralleluniversums“ entwickelte. Am Anfang standen dabei Experimente mit Photonen. „What is a photon?“ fragt Mr. E im Film einen wissenschaftlichen Mitarbeiter, der darauf erstmal keine Antwort wusste. Der Film erklärt es uns. Er erklärt uns auch das „Schrödingers Katze“ – Experiment, demzufolge ein Zustand erst durch einen Beobachter Realität wird. Wir sehen Interviews mit einem ehemaligen Nachbarn, Kommolitonen und anderen Weggefährten.
Was zu Beginn interessante und kurzweilige Unterhaltung war, wurde nach dem gefühlten 20sten Interview und nach 40 Minuten zähflüssig und dröge. Nach 15 weiteren Minuten, der Film endete damit, dass Mr E. auf dem Dachboden verschollen geglaubte Tonbänder seines Vaters findet, auf denen er die die Existenz der Paralleluniversen beschreibt, ging dann wieder das Saallicht an, und gegen viertel vor Zehn fiel der Vorhang und es begann der zweite Teil der Mr. E Show.
Mr. E und sein musikalischer Partner Chet betraten die Bühne. Ja, es gab eine 2- Mann Show, und ja, von jetzt an war klar, dass es ein Konzert der ruhigeren Töne werden würde. Während Mr. E abwechselnd das Klavier und die Gitarre bearbeitete, spielte sein Begleiter Schlagzeug, Gitarre, Keyboard oder Säge.
Als das Schlagzeug an diesem Abend Premiere feierte,nahm nach 2, 3 sehr ruhigen Stücken das Konzert nach 20 Minuten erstmals Fahrt auf. „Aha“, dachte ich, „jetzt sind wir drin.“ Doch halt, Mr. E begann, die rhetorische Frage nach dem Leben eines Rockstars damit zu beantworten, dass er seine Fanpost vorlas. Natürlich mit dem für ihn so typisch sarkastischen, lakonischen, humorigen Untertönen. Sehr nett, das Ganze.
Im Anschluss las Chet Auszüge aus Mr. E’s Autobiographie „Things the grandchildren should know„. Dann gab es wieder zwei, drei Stücke Musik, bis zum zweitenmal die Biographie gezückt, und eine weitere Geschichte vorgetragen wurde. So verging die Zeit und es war mittlerweile halb elf durch. Da ich an diesem Abend ein date mit dem „elf nach“ Zug hatte, war an dieser Stelle das Konzert für mich beendet.
Ein bischen verärgert darüber, dass ich aufgrund des späten Beginns des musikalischen Teils nicht mehr live von Mr. E gesehen und gehört habe, verließ ich den Tanzbrunnen Richtung Hauptbahnhof.
Ich vermute, dass das ganze noch eine gute halbe Stunde so weiterging. Und ich hoffe, dass ich nichts „entscheidendes“ verpasst habe. Dann müsste ich mich noch mehr ärgern.
„An evening with the eels“ ist allemal ein interessanter Abend! Hingehen!
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Multimedia:
Fotos: musicheadquarter.de
Video: –
Lesenswert: Eels in Washington 29.03.2008

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