Ort: Theater am Tanzbrunnen, Köln
Vorband: Amy Macdonald

Platz 5, Reihe 20. Was klingt wie ein Platz mitten im Konzertsaal entpuppt sich in Wirklichkeit als letzte Reihe hinten rechts. Das Theater am Tanzbrunnen war fast voll, im rechten Parkett waren nur am Rand einige freie Sitzplätze, so dass es egal war, sitzenzubleiben oder drei vier Reihen vorzurücken und dabei nach außen wegzudriften. Ein Sitzplatzkonzert also. Es hat seine ganz besondere Atmosphäre. Mehr wie Theater. Es geht ruhiger zu, auch entspannter. Alle haben ihren Platz, keiner braucht einen weiteren Meter Raumgewinn erobern. Eine interessante Erfahrung. Doch derzeit muss ich noch sagen: Stehplatz ist besser!
Das Vorprogramm bestritt eine nette Schottin Namens Amy Macdonald auf der Akkustikgitarre. Spontan hängengeblieben ist die sehr gelungene „Mr Brightside“ Coverversion und der schön klingende Schottisch- Akzent.

Gegen 21 Uhr dann Paul Weller und Steve „Stevie“ Cradock. Letzteren könnte man kennen, wenn man Anfang / Mitte der 90iger Supporter der Gruppe Ocean Colour Scene war. Deren Sänger/ Songwriter war Steve Cradock. Ocean Colour Scene gab es gefühlte zwei, drei Alben lang (Ocean Colour Scene, Moseley Shoales und Marchin‘ already), dann entschwanden sie leicht aus dem Blickfeld. Schade eigentlich, denn so wurde deren Berühmtheit nie der Leistung gerecht. Gestern gab es aber einige Steve Craddock Kenner im Publikum. Vorne links saßen sie. Aus England kamen sie. Was wäre das gewesen, wenn es als Zwischenspiel „Better Day“ oder „The Riverboat Song“ gegeben hätte. Diese Glanzlichter britpopischer Musik.
Gab es aber nicht. Stattdessen ein buntes Weller’sches Pottporrie aus all seinen Musikerstationen. Dabei Paul Weller immer schön an der Akkustikgitarre und Steve Cradock wahlweise an der E-Gitarre oder auch akkustisch und stimmlich als Refrainchor. Zweimal verliessen die beiden ihre Sitzhocker am vorderen Bühnenrand. Das erste mal nach einer halben Stunde, um sich ans Keyboard und Klavier zu begeben, das zweite Mal um das Feuerzeug zum Zigarretten anzünden abzuholen.Paul Weller Rock am Ring 2006
Paul Weller, der Übervater des Britpops. Dreimal liefen wir uns schon über den Weg: Das erste mal in Haldern vor einigen Jahren, dort mit grösserem Bühnenpersonal unterwegs. Dann bei Rock am Ring 2006 mit Band und nun gestern als Zwei-Mann-Combo. Doch Paul Weller funktioniert immer. Je nach Anlass werden anderen Songs aus dem scheinbar unerschöpflichen Fundus herausgepickt. Soll’s tanzlastig sein, läuft „Shout to the top“ oder „Science“, soll’s ruppiger sein irgendwas aus The Jam Zeiten, ist es ruhig akkustisch darf natürlich „English rose“ nicht fehlen. Und eh man sich umguckt oder noch ein Bier geholt hat, ist man gefangen von der Stimmung und Ausdruckskraft Paul Wellers. So war es dann auch logischerweise im Tanzbrunnentheater.

Gegen halb elf endete dieser recht unterhaltsame Abend nach drei Zugaben. Um 23.11 Uhr fuhr der Zug. Zum Glück gab es beim Verlassen des Tanzbrunnens ein altes Rolling Stone Heft für lau. So wurde auch die gut halbstündige Zugfahrt unterhaltsam über die Bühne gebracht.

Kontextkonzerte:

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Reihe 11, Platz 35. War eine feine Sache. Das fünfte Mal Weller live und das dritte mal Akustik. Wieder einmal ein Fest, auch nachzulesen in meinem Blog. Cheers.

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